Hundehinrichtung  Die Sonne war gerad eben an den Himmeln erschienen, als Bellaugh sich von seynem Pfühl erhob und durch die Fe-nestra in den Purghoff blickte, allwo die Soldaten den Hundt, der ihm den Rammel hatte gefressen, am Galgen erhenkten. Das wildte Thier hatte einem Soldaten zween Finger abgebissen und noch ein Stück von der Handt, deinde hatte er seyne Zähne in die Wade eines Schwytzrischen Gardisten gebohret, der seyn Beyn durch den Purghoff zog und dabey gar schlimme Worthe sagte. Endtlich gelang es zween Soldaten, dem Hundt die Schling um den Hals zu legen und ihn am Galgen hochzuziehn. Bellaugh brüllte von seyner Fenestra:

»Reiszet dem Hundt seynen Lustwurtz mit der Zange heraus!«

Die Soldaten blickten zur Fenestra empor, denn sie erkannten des Graffzogs Stimme nicht mehr, sahen aber, daß just er der nämliche war, der mit dieser klagenden Stimm hatte gesprochen, alldieweyl niemandt andrer nicht da war.

Da loff ein Soldat, die Zang zu holen, indeß die Bestie in alle Richtungen um sich schlug und versuchte, mit seynen Zähnen das Seyl zu durchbeißen, das ihr um dem Hals lag.

Der Graffzog gieng unterdessen in seynem Zimmer hin und wider, mit auseinander gestellten Beynen, da er eine gar große Behinderung und Peyn just an der Stelle verspürte, wo der Hundt seyne Unthat hatte vollführet. Nun aber sprach er zu sich selbste, denn er hatte, als er gerufen, gehöret, daß seyne Stimme verändert war, sie war dünner geworden und entstellt, gezierter und blödter, eine Stimm schon fast wie vom Weip, nicht mehr die eines Graffzogs, eher die einer Graffzogin. Eine gar große Wuth, einen gar großen Zorn gegen die Welt fühlte er in sich aufsteygen, und er hätte nur gar zu gern am Galgen auch seyne Soldaten, auch die Männer vom Dorfe aufgeknüpft, eben alle, die an seyner Statt, noch den muntheren Lümmel besaszen. Er stürzte wieder an die Fenestra, als er einen menschenähnlichen Schrey vernahm, aber es war nur der Hundt, der in der Schlinge baumelte. Dort hieng er nun und zappelte mit gar wildter Verzweyfflung und schlug in alle Richtungen aus, bis er seynem Gewichte nachgab. Da streckten sich die Hinterläuff in die Läng. Nunmehr war der Hundt vollkommen unbeweglich, dieweyl der Soldat mit der Zang seyn forchterlich Werk that, und dem Hundte das Bluth aus der Wundt zwyschen den Läuffen hervorschoß. - Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988

 

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