Hundefänger-Slapstick Immer enger ziehen sie den Kreis um den Hund zusammen, der mit raschen Kopfdrehungen abwechselnd den Doktor und Roger anpeilt, ein Knurren versucht, gleichmäßig mit dem Schwanz gegen die beiden Wände der Ecke klopft, m die sie ihn gedrängt haben.

Als Roger mit der Lampe schräg hinter die Mauer zu kommen beginnt, erinnert sich das Tier, irgendein Schaltkreis in seinem Inneren, an jenes andere Licht, das kürzlich auch von hinten gekommen ist - das Licht, das den Jähen Schlag begleitet und Schmerz und Kälte gebracht hat. Licht von hinten bedeutet Tod / sprungbereiten Männern mit Netzen kann man ausweichen-

«Schwamm!» heult der Doktor. Roger wirft sich nach dem Hund, der in Richtung Pointsman davonschießt und sich über die Straße in Sicherheit bringt, indessen Pointsman, aufstöhnend, verzweifelt mit dem Kloschüsselfuß ausholt, den Hund verfehlt und von seinem Schwung eine volle Drehung herumgerissen wird, das Netz ausgespannt wie eine Radarantenne. Roger, die Nase voller Äther, kann nicht mehr bremsen - als der Doktor seine Umdrehung vollendet, rutscht Roger in ihn hinein und bekommt am Bein einen schmerzhaften Stoß mit der Kloschüssel ab. Die beiden Männer stürzen übereinander, verwickeln sich in das Netz, das sie unter sich begräbt. Geborstene Balken knarzen, Klumpen aus regennassem Gips geraten in Bewegung. Über ihnen beginnt die ungestützte Mauer zu schwanken.

«Weg dort!» tobt der Wachtposten. Aber alle Versuche des Paares unter dem Netz, sich zu befreien, bewirken nur noch heftigeres Schwanken.

«Das war's dann wohl», zittert der Doktor. Roger sucht seine Augen, um zu sehen, ob er das wirklich meint, aber das Fenster m der wollenen Sturmhaube enthüllt jetzt nur ein weißes Ohr und ein paar Haarbüschel.

«Rollen!» schlägt Roger vor. Sie bringen es tatsächlich fertig, ein paar Meter in Richtung Straße hinabzurollen, zu welchem Zeitpunkt ein Teil der Mauer endgültig eingestürzt ist, in die entgegengesetzte Richtung. Irgendwie schaffen sie es, zu Jessica zurückzukommen, ohne noch mehr Unheil anzurichten.

«Er ist die Straße runter gerannt», erwähnt sie, während sie den beiden aus dem Netz heraushilft.

«Schon gut», seufzt der Doktor. «Das ist jetzt auch schon egal.»

«Aber der Abend hat doch erst begonnen», sagt Roger.

«Neinnein. Vergessen wir's.»

«Wie wollen Sie denn zu Ihrem Hund kommen?»

Sie fahren längst wieder, Roger am Lenkrad, Jessica zwischen ihnen, die Kloschüssel in der halboffenen Tür, als er endlich antwortet: «Vielleicht ist das ein Zeichen. Vielleicht sollte ich neue Möglichkeiten erschließen.»   - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981

 

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