Dund, junger    Im Lauf zog ich mich aus. Bei der Raubritterburg war ich schon nackt, Von Stein trug mir die Kleider nach, während ich als junger Hund mit dem Schwanz einer Dogge von Baskerville wedelte und deshalb mein entsetzliches Geheul ertönen ließ, was zur Folge hatte, daß ich den Bracke Gardevias darstellte, der nicht mehr eingefangen wird, weil mein Heinz von Stein, der Boxer, der Knabe Schionatulander nicht werden wollte, der mich im Wald dieser Leute einfangen sollte. Dir sei es geklagt, lieber Wolfram. Da erblicke ich Jeanne. Ich wedle. Ich habe es stürmischer nie unternommen. Als Ganzes gieße ich mich vor ihr auf das Pflaster. Die seidenumhüllte Jeanne neigt ihr Kinn. Ihr isartaler Profil hängt im Zauber böhmischer Frische über meiner demütig steigenden Schnauze, die feuchte Faden auf den Asphalt zu ziehen beginnt, als ich unter dem Wald ihrer blonden Haare dort, wo ich germanische Knochen vermute, eines maurischen Schlüsselbeines ansichtig werde, welches der weite, großzügige Ausschnitt ihres Taghemdes sehen läßt, nicht ganz, da es von ihrem westfälischen Gold überringelt wird. Auch als Bracke bin ich mir im klaren darüber, wie deutsch sich die Brüste unter dem reinen Weiß wölben mußten. Und eine Spur Schweiß auf ihrem Busen korrespondierte auf das zarteste mit meinem Speichel. Wir Hunde riechen die Haut solcher Mädchen, und ich vermag es sogar, die feinkörnige Struktur festzustellen, die, über Jeanne straff gespannt, überhaucht wird vom unsichtbaren Flaum, der dort gedichtet ein Schatten sein mußte, wo ich die Zunge zu gern zur Unruhe gelegt hätte. Aber nun schält sie auch noch ihr Mooslächeln auf und ich schnappe danach. Der Wirbel, den ich mit mir selbst erzeuge, veranlaßt sie zu einer gar zu entzückenden Kehrtwendung, und ihr Versuch, mich zu fassen, beschenkt mich mit den rücksichtslosesten Ausbruchsversuchen ihrer Hinterbacken. Ein helles altschwäbisches Lachen sprudelt aus ihr, und ich verehre die wieder Standhafte mit einem Kuß auf ihren linken Fuß, einem feierlichen Brauch entsprechend oder vielmehr eine im Orient nicht seltene Art der Begrüßung verrichtend. Wahrscheinlich gelangte der Fußkuß unter dem Einfluß von Byzanz im 6. Jahrhundert in das päpstliche Zeremoniell, worüber ich mir im klaren bin, auch darüber, daß er in der Messe schon in der früh-karolingischen Zeit erscheint. Dem Papst wird er auch während der Messe erwiesen, das ist sehr interessant.   - Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main 1985
 

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