olzkiste Auf
einmal gehörte er nicht mehr dazu. Er versuchte sich zu verändern, so wie ein
Stellungssuchender »sich verändern« will; doch um nicht entdeckt zu werden,
mußte er genau so weiterleben wie bisher und vor allem so bleiben wie er war.
Auf diese Weise war es schon eine Verstellung, wenn er sich wie gewöhnlich mit
andern zum Essen setzte; und daß er plötzlich so viel redete, von sich, von
seinem »früheren Leben«, tat er nur, um von sich abzulenken. Welche Schande
werde ich meinen Eltern bereiten, dachte er, während die Ermordete, eine alte
Frau, dürftig vergraben in einer Holzkiste lag: ein Mörder in der Familie!
Am meisten aber bedrückte ihn, daß er jemand andrer geworden war und doch weiter
so tun mußte, als ob er dazugehöre. Der Traum endete
damit, daß ein Vorübergehender die Holzkiste aufmachte, die inzwischen schon
offensichtlich vor seinem Haus stand. - Peter Handke, Die Stunde der wahren
Empfindung. Frankfurt am Main 1975
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