Holzhacken  Eine wahrhaft sakramentale Tätigkeit voll Ernst und Symbolik: Holzhacken! Ich könnte stundenlang in dieser hellen, in die Tiefe des späten Nachmittags geöffneten Lücke stehen und den melodisch spielenden Sägen, der gleichmäßigen Arbeit der Äxte zuschauen. Hier ist eine Tradition so alt wie das Menschengeschlecht. In dieser hellen Scharte des Tages, in dieser Lücke der Zeit, in die gelbe und verwelkte Ewigkeit hinaus geöffnet, werden die Klafter des Buchenholzes seit Noahs Zeiten geschnitten. Dieselben patriarchalischen und ewigen Bewegungen, dieselben Schwünge und Verbeugungen. Sie stehen bis zu den Achselhöhlen in goldenen Sägespänen und schneiden sich langsam in die Kuben und Klafter des Holzes hinein und hacken sich immer tiefer in das warme und gesunde Fleisch, in die feste Masse hinein, und haben nach jedem Hieb einen goldenen Glanz in den Augen, als ob sie im Kern des Holzes etwas suchten, als ob sie sich zu einem goldenen Salamander durchhacken wollten, einem kreischenden, feurigen Lebewesen, das immer tiefer ins Holzmark flieht. Nein, sie teilen einfach die Zeit in kleine Holzscheite, wirtschaften mit der Zeit und füllen die Keller mit einer guten und gleichmäßig geschnittenen Zukunft für die Wintermonate.  - Bruno Schulz, Der Pensionär. In: B. S., Die Zimtläden und alle anderen Erzählungen. München 1966
 
 

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