olz  Der Philosoph Alexander träumte, er sei zum Tod verurteilt und komme nur durch flehentliches Bitten an der Kreuzigung vorbei; da er ein Leben der Entbehrung führte, stand ihm der Sinn weder nach einer Heirat noch nach einer Gemeinschaft, weder nach Reichtum noch nach den anderen Dingen, die durch das Kreuz versinnbildlicht werden. Am folgenden Tag geriet er mit einem Kyniker in Streit und bekam von ihm einen Schlag mit einem Knüppel über den Kopf, und das war es, was ihm die Seele prophezeite, er werde fast am Holz enden. - (art)

Holz (2)  Hier im Kiefernwald, wo sich eine ziemlich geordnete Fülle altersschwacher Masten zeigt, mit grünenden Kegeln gekrönt, hier, wo die Sonne und der Wind gefiltert sind durch ein dichtes Durcheinander grüner Nadeln, hier, wo der Boden bedeckt ist von einem dicken Teppich pflanzlicher Haarnadeln: hier entsteht langsam das Holz. In Serie, industriell, aber mit einer majestätischen Langsamkeit fabriziert sich hier das Holz. Es vervollkommnet sich in der Stille und mit einer majestätischen Langsamkeit und Umsicht. Stetigkeit und Erfolg sind zudem gesichert. Es gibt Nebenprodukte: Dämmerlicht, Besinnlichkeit, Duft, usw., Reisigbündel von eher mäßiger Qualität, Fruchtzapfen (die Früchte verkapselt wie Ananas), Nadeln aus pflanzlichen Haaren, Moose, Farne, Heidelbeeren, Pilze. Aber, hinter all den Arten von Entwicklungen, die (warum auch nicht) eine nach der andern hinfällig werden, überdauert doch die allgemeine Idee, und läßt sich ahnen der Schaft, der Mast: — der Balken, die Planke.  - Francis Ponge, Das Notizbuch vom Kiefernwald und La Mounine. Frankfurt am Main  1982 (zuerst 1952)

Holz (3) Ein Kasten, in dem wirr durcheinander zerspaltene Gesteinsarten und Minerale lagen. Schöne Drusen von Rauchquarz, Amethyst, Granat. Es war wertlos, verglichen mit den geschliffenen Edelsteinen des quarzenen Bauches, Signes Schatz. Manches hatte er selbst zusammengetragen, das Meiste gekauft, nachdem er einmal in Oslo das mineralogische Museum besucht. Da lag der bunte Reichtum der Welt wie in einem Spielzeugkasten. Ein Schubfach, in dem er Stäbe aus allen ihm erreichbaren Metallen aufbewahrte. Er hatte ihre Eigenschaften genossen, in dem er sie in die Hand genommen, gewogen mit kindischen Gebärden. In einem Winkel stand ein Gebilde, von fern wie ein Baumstamm anzuschauen. Fast mannshoch. Trat man heran, Erkennen, dieser Stamm ist auf hundert Bäumen gewachsen. Seine Rundung war nur unvollkommen. Schmale Flächen, senkrecht stehend, gaben sich, als ob sie Teile eines Kreises. Ein massiver Block war aus vielen unterschiedlichen Holzarten zusammengeleimt worden. Poliert mit Mohnöl und Schellack. Die Flächen standen leuchtend nach außen. Cocobolo aus Nikaragua. Grünes und braunes Pockholz aus San Domingo. Violettrotschwarzhartes Königsholz von Madagaskar. Rosenholz, geflammt, gestreift, aus Afrika und Bahia. Weißes Buchsbaumholz aus Kleinasien und Westindien. Chromgelbrotes Pernambukoholz. Buntes Schlangenholz aus Surinam. Bongossi, zäh, schlierig, braun, Afrikas Sonne. Rosaweißer Conelbaum aus Nordamerika. Blau-braunockerzähes Orelha, brasilianisch. Feuerrotes Padouk. Ebenholz, Macassa, Celebes, Ceylon. Zebrano, wie das Wildpferd des Äquators. Eichenkambala, braunhell. Dichtschwarzes Grenadil aus Ostafrika. Ostindisches Yacaranda. Wachsartiges Pekwood. Schwarzgras auf gelbem Kies: Menadopalme. Zerikota. Guara Batinga, wie bleiches Maul eines Flußpferdes. Yarrah, in Australien gewachsen. Bacui, brasilianisch. Der feuchte Glanz der Kokospalme, fettig wie der Rauch des Celebesebenholzes, nur durchfurcht von Masern. Die Flamme der Thuya. Palo balsamo, grün, kraß, Flechtwerk. Holz des Eukalyptusbaumes. Eichenholz, Surinams Bulitrie, violenschwarz-knochig. Rio Yacaranda. Wilder Birnbaum Afrikas. Ornboinamaser, in der Südsee auf Korallenriffen gewachsen. Matter Schein französischen Olivenholzes. Zitronenholz. Venezuelas Veraholz, dicht, fein, braun. Anderman rot. Padridge. Ceder aus Florida. Alerce aus Chile. Greenhart aus Surinam. Qebracho. Kaum war zwischen dem Gewirr von Zeichen einer weiten Welt Raum für Schlafstatt und Ankleidegelegenheit geblieben. Das alte große und breite Bett aus gutem Mahagoniholz mit den dreierlei Decken mußte es sich gefallen lassen, daß Kisten und Kasten, anlehnend, die Politur verdarben. - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966(zuerst 1929)
 
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