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Endlich sammelte sich der alte erschütterte Mann, und bewillkommte
seinen Gast. Er ergriff sein großes Horn und stieß mit voller Macht hinein.
Ein gewaltiger Ruf dröhnte durch die uralte Burg. Die spitzen Thürme mit ihren
glänzenden Knöpfen und die tiefen schwarzen Dächer schwankten.
Die Burg stand still, denn sie war auf das Gebirge jenseits des Meers gekommen.
Von allen Seiten strömten seine Diener herzu, deren seltsame Gestalten und Trachten
Ginnistan unendlich ergötzten, und den tapferen Eros nicht erschreckten. Erstere
grüßte ihre alten Bekannten, und alle erschienen vor ihr mit neuer Stärke und
in der ganzen Herrlichkeit ihrer Naturen. Der ungestüme Geist der Flut folgte
der sanften Ebbe. Die alten Orkane legten sich an die klopfende Brust der heißen
leidenschaftlichen Erdbeben. Die zärtlichen Regenschauer sahen sich nach dem
bunten Bogen um, der von der Sonne, die ihn mehr anzieht, entfernt, bleich da
stand. Der rauhe Donner schalt über die Thorheiten der Blitze, hinter den unzähligen
Wolken hervor, die mit tausend Reizen dastanden und die feurigen Jünglinge lockten.
Die beyden lieblichen Schwestern, Morgen und Abend, freuten sich vorzüglich
über die beyden Ankömmlinge. Sie weinten sanfte Thränen in ihren Umarmungen.
Unbeschreiblich war der Anblick dieses wunderlichen Hofstaats. Der alte König
konnte sich an seiner Tochter nicht satt sehen. Sie fühlte sich zehnfach glücklich
m ihrer väterlichen Burg, und ward nicht müde die bekannten Wunder und Seltenheiten
zu beschauen. - Novalis, Heinrich von Ofterdingen (Klingsohrs Märchen)
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