öllenstrafe   Die empfindsamen und zärtlichen Frauenzimmer, die den Ohnmächten, den Vapörs unterworfen waren, bekommen hier immer den Jammer so oft als ein unangenehmer Vorfall ihre Sinne oder ihr kleines Gehirn rührt; und anstatt einer lächerlichen Szene, die sie ehemals gaben, werden sie hier der Gegenstand eines so schmutzigen als ekelhaften Schauspiels.

Die ungeheure Menge von zarten und weichlichen Frauenzimmern sind verdammt, hier täglich sechs Stunden mit bloßem Hintern auf einem Felsen von Eis, der Wuth des Nordwinds, des Hagels und Platzregens, oder den Strahlen der Sonne ausgesetzt, zu sitzen, die so brennend ist, als zu Gingiro, einem Königreiche der Gaffern, unter der Linie.

Die unmenschlichen und stiefmütterlichen Mütter müssen hier ihre Kinder lieben, erziehen, bewachen, wiegen und säugen, wenn sie nicht ein so heßliches Gesicht, als eine alte Blase und Brüste, gleich dem Queersack des Bruders Lubin von Truxillo, haben wollen.

Die großen Herren, die ihre Nebenbetten gehabt haben, müssen hier bey Madame schlafen, ihre Kinder selbst zeugen und so gut wirthschaften, als Garot und seine Frau.

Die stolzen Prälaten, die unwissend oder schwärmerisch sind, müssen selbst ihre Schaafe katechisiren, ihnen durch ihr Beispiel predigen, in den Fasten wenigstens acht Tage fasten, ein wenig Latein lesen können, so tolerant, als ein Holländer, und so demüthig, als Sankt Alexis, seyn.

Die öffentlichen Blutsauger, die unerbittlichen Steuereinnehmer, sind verdammt, so arm, als Guillot von Blengy, zu seyn, in jeder Woche, drey Frohndienste auf der Heerstraße zu thun, nichts als Kastanien und Rüben zu essen, und alle Sonntage an den Schandpfahl gestellt zu werden. Die geputzten und liederlichen Abbees, diese Geißeln der Jungfrauschaft, sind zu einer ewigen Satyriasis verdammt und müssen zwischen zwey Jungfern schlafen und so enthaltsam seyn, als der heilige Adhelmus.  - Henri Joseph du Laurens, Mathieu oder Die Ausschweifungen des menschlichen Geistes.  Nördlingen 1988 (Die Andere Bibliothek 47, zuerst 1765)

Höllenstrafen (2)  Plötzlich kommt Leben in ihn: „Jntesi ch'a cosi fatto tormento l enno dannati i peccator carnali...', ,Ich merkte, daß mit solcher Pein / Die Fleischessünder hier gepeinigt waren...' Weißt du, welches, nach Dante, die Hölle der Lüstlinge ist? Ein starker Wind, ein Sturm, der die Seelen hin und her reißt, der sie durch die Luft wirbelt und wieder fallenläßt. Nicht schlecht, oder? Eine gute Hölle für alle Fans des Drachenfliegens. Findest du nicht? Oder für die Ultraleichten. Hey, Leute, wenn ihr eine ganze Ewigkeit lang fliegen wollt wie die Vögelchen, dann vögelt und vögelt, dann reserviert man euch einen Platz in der Hölle des Minos, der halb Stier, halb Mensch ist. Aber nicht die Sodomiten, du, glaub das nicht. Die Arschficker müssen auf einem Sandstrand auf und ab laufen, unter einem Feuerregen, der ihre Körper und Gesichter verbrennt und entstellt. Aber waren wir uns nicht darüber einig, daß sie eine Seele haben? Ach ja, die dichterische Freiheit!" Melancholische Erinnerungen lassen seinen Enthusiasmus verschwinden. „Verdammt, wir haben uns so gut amüsiert, in Doris' Wohnzimmer. Und Mundo verdiente sich gerade einen Platz in der Hölle des Feuerregens mit Bugui, und ich verdiente mir einen kräftigen Sturm mit Vanessa..."   -  Andreu Martín, Don Jesús in der Hölle. Moos - Baden-Baden 1991
 
 

Strafe

 

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