öllengraben Nach
jeder Predigt mußten sie sich zur Meditation in ihre
Zimmer zurückziehen. Ein Teilnehmer, der nach der Predigt noch in der Hotelhalle
herumstand, wurde von einem Priester streng zurechtgewiesen:
»Herr Rechtsanwalt! Ich muß mich über Sie doch sehr wundern. Gehen Sie zum Meditieren
auf Ihr Zimmer!« Tief beschämt eilte der Anwalt auf sein Zimmer. Am Abend beteten
sie alle gemeinsam den Rosenkranz: Auf dem kärglich erhellten Vorplatz gingen
sie raschen Schrittes auf und ab, stießen bei den abrupten Kehrtwendungen aneinander,
ballten sich zu konfusen Knäueln zusammen; und je öfter sie zusammenstießen,
desto lauter erhoben sie beim Pater noster, beim Ave und beim Gloria die Stimmen.
Mit einem Unterton von Angst und Hysterie. Und selbst wer sie (wie ich) bei
dieser grotesken und heuchlerischen Szene beobachtete, entdeckte in diesem Augenblick,
daß etwas Wahres darin lag, etwas, das wirklich mit dem Exerzitium
des Geistes zu tun hatte, wie sie da so im Dunkeln hin und her liefen, ihre
Gebete murmelten und gegeneinanderstießen: dieser angstvolle, hysterische Unterton;
so als fühlten sie sich einen verzweifelten Augenblick lang in einen Höllengraben
versetzt, unmittelbar vor der Verwandlung. Genau wie bei Dante die Räuber und
Diebe. Und als könnte dieser Augenblick Ewigkeit werden. -
(scia)
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