Hochzeitslied

Hochzeit-Karmen

Glücklich bist du junger Mann,
Der ein Weib gefunden,
Die kein andrer leiden kann,
Du bist fest verbunden;
Ohne Argwohn bleibt dein Herz
Bei der Jungfrau Kranze,
Lachend weicht der leere Scherz
Von dem Hochzeittanze.

Du nur kennest ihren Reiz,
Andern scheint sie hässlich,
Doch sie bringet deinem Geiz
Reichtum unermesslich;
Geld zu zählen ist dein Glück,
Liebe stört dich nimmer,
Und du siehst im schielen Blick
Nur des Gelds Geflimmer.

Hat Rubinen im Gesicht
Satan ihr gedroschen,
Ist die eitle Lust doch nicht
In dem Weib erloschen;
Täglich tüncht sie weiß und rot
Ihre falben Wangen,
Und in Kleidern überbot
Alle, die hier prangen.

Eine Brille musst du heut
Dir zur Hochzeit kaufen,
Deren Gläser allezeit
Rußig angelaufen;
Wie zur Sonnenfinsternis
Kannst du so sie schauen,
Und kein blendend Hindernis
Macht dir vor ihr Grauen.

Zweie machen stets ein Paar,
Schlafe fest und lange,
Eifersucht krümmt dir kein Haar,
Sei davor nicht bange;
Weil es der Gewohnheit List
Kriegst du bald auch Kinder,
Töchter, wie die Mutter ist,
Hässlich auch nicht minder.

Schlag nur alle Spiegel ein,
Eh es morgen helle,
Doppelt wär sonst deine Pein
Armer Schlafgeselle;
Leite ab den glatten Bach,
Lass kein Silber putzen,
Dass bei ihrem Bild kein Ach
Kann der Liebe trutzen.

Zieh mit ihr ins Morgenland,
Wo das Weib den Schleier
Für die Hässlichkeit erfand,
Naht der schöne Freier:
Zieh in jedem Fall von hier
Mit dem lieben Weibe,
Denn beim Stix, ich schwöre dir,
Dass ich sonst nicht bleibe.

- Achim von Arnim

Hochzeitslied (2)

Epithalamion

Zu spät zu spät Die Schwester nahm mir fort der Mann
verlockt von ihren Brüsten im grauen Abendrauch
Ich könnt und wollt nicht lauschen Die Sterne sahn mich an
Ich hört die Küsse rauschen die gab ihr der Galan

Die Jagd o meine Schwester die Jagd scholl durch die Nacht
Die Hörner haben ferne gerufen und gelacht
Das Haupt es lag im Sterben das dir die Brust zerriß
Du tröstest die verratne Stirn dem Herrn der Finsternis

Zum Traum zum Traum o Schwester wie glänzt dein langes Haar
Träumst du wie Frauen träumen frucht- und wunderbar?
Und doch ist alles eitel was Traum und Schlaf dir gibt
Was sagt der Traum? Er sagt dir: du hast noch nie geliebt

Wo warst du Schwester sag du Jungfrau ohne Scham
Gestehe ist es wahr daß dich der Zaubrer nahm?
Ich weiß es du warst nackt So sag mir wie es kam
Die Fabel ohne Namen sprich war es denn nicht das ?

Und eure Liebe glich sie nicht dem Buch das niemand las?
So warst du ihm zu Willen dem Willen ohne Maß
Kind mit zu harten Brüsten die Spitzen von Rubin
O Kind o meine Schwester warum gabst du dich hin

Hat dir nicht Oleander das Frührot hingestreut?
Wie deine Brust die Blüte die Nacht der Zauberbann
o Kind im Wünschelwalde wie mich das Leben reut!
Dem Hufschlag galt dein Horchen zu Roß kam der Galan

So bist du fortgeritten in Magiers Gewalt
von Augen Mund und Brüsten raubt er sich Küsse bald
O Schwester sag warum du den Zauber nicht verscheucht?
Dort wo du Schwester warst ach wie du jetzt noch keuchst
dort gehn die Frauen nackt in jenem Land der Glut
dort hebt empor ihr schwarzes Glied der Männer Liebeswut
dort wo der Weg sich zweigt vor Lust der Körper schreit
dort rollt der Kopf der Sonne dem neuen Tag geweiht
daß sie zur Erde gieße ihr Strahlen rotes Blut

- Guillaume Apollinaire, nach (mus)

 

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