Hochzeitsgesellschaft

 

 

- Georges Pichard, Paulette

Hochzeitsgesellschaft (2) Als ich mich  im Laufe des Vormittags zum Wldum hinuntergeschleppt hatte, sah ich Leichen wie ich mir das vorstellen hatte müssen, vielfach auf das schrecklichste verstümmelt. Denjenigen, die nur verwundet worden waren, hatte man das Gehirn mit Steinen zerschmettert. Zwei der bestaussehendsten Frauen der Hochzeitsgesellschaft lagen in einer Stellung da, und der sonstige Befund bestätigte es, daß sie zuerst mißbraucht und dann erschossen worden waren. Ein Kind von 10 Monaten war zweimal angeschossen und ein Bein war ihm abgehackt. Als ich den Schauplatz abschritt, fand ich Herberts Frau, die ich nicht dazu bringen konnte, ins Widum zu kommen und mit mir zu sprechen, denn sie fühlte sich meiner guten Absichten nicht sicher. Sie sagte mir später, daß man den Frauen die »private parts«, wie man es nannte, abgeschnitten und auf Hüte gesteckt hatte. Da stand ein Amerikaner, ein Philanthrop nahm ich an, dem das leid tat, der wollte mir erklären, wie es zu dem Massaker gekommen, sagte Ich: Bei dem ewigen Beweisen und Folgern verlernt das Herz fast zu fühlen, und doch wohnt das Glück nur im Herzen, nur im Gefühl, nicht im Kopfe, nicht im Verstande - ohne zu wissen, wer das schon einmal gesagt hat. Da sehnte ich mich wie jetzt in jene dunkle Nacht zurück.  - Herbert Achternbusch, L'État c'est moi. Frankfurt am Main 1972
 
 

Hochzeit

 

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