Himmel (neuplatonischer)  Jedes Ding im erkennbaren Himmel ist gleichfalls Himmel, und dort ist die Erde Himmel, und so auch die Tiere, die Pflanzen, die Menschen und das Meer. Als Schauspiel steht ihnen eine ungezeugte Welt vor Augen, jeglicher erblickt sich in den anderen. Es gibt in diesem Reich kein Ding, das nicht durchscheinend ist. Nichts ist undurchdringlich, nichts ist trübe, und das Licht begegnet dem Licht. Alle sind allenthalben, und alles ist alles, jedes Ding ist alle Dinge. Die Sonne ist alle Sterne, und jeder Stern ist alle Sterne und die Sonne. Niemand wandelt dort auf einem fremden Boden. - Plotin, nach (bo2)

Himmel (antiker)  Gebrauchte ein Seidenwurm den Namen Himmel für den winzigen Flaum, welcher seine Kapsel umgibt, so würde er nicht unvernünftiger reden als die Alten, da sie ebenjene Lufthülle den Himmel nannten, welche Herr von Fontenelle in seinen Welten so treffend den Flaum unserer Kapsel nennt.

Die Dämpfe, welche aus unseren Meeren und unserer Erde steigen und Wolken, Blitz und Donner bilden, galten zunächst als Wohnung der Götter. Die Götter bei Homer fahren stets in goldenem Gewölk hernieder; daher sitzen sie bei den Malern noch heute auf einer Wolke. Indessen, weil es für den Herrn der Götter schicklich war, bequemer zu sitzen als die anderen, gab man ihm einen Adler, der ihn trug und höher flog als alle anderen Vögel.

Weil die alten Griechen sahen, daß die Herrscher der Städte in Burgen oben auf irgendeinem Berg wohnten, so meinten sie, auch die Götter müßten eine Burg haben; diese Burg setzten sie nach Thessalien auf den Olymp, dessen Gipfel manchmal in den Wolken verborgen ist, so daß der Götterpalast auf gleicher Höhe mit ihrem Himmel war. - (vol)

Himmel (russischer)   Es ist etwas unheimlich. Wenn man jedoch den blaßgrünen, von Sternen besäten Himmel betrachtet, an dem kein Wölkchen ist, kein Fleckchen, dann kann man verstehen, warum die Natur so achtgibt und jede Regung scheut: es ist ihr alles unheimlich, und sie fürchtet, einen Augenblick des Lebens verlieren zu müssen. Nur auf dem Meere kann man über die unergründliche Tiefe und Grenzenlosigkeit des Himmels sprechen und außerdem noch in der Steppe des Nachts, wenn der Mond scheint. Schrecklich ist dieser Himmel, schön ist er und zärtlich, er schaut sehnsuchtsvoll herab und lockt zu sich hinauf, und von seiner Liebkosung mag einem der Kopf schwindeln.  - Anton Tschechow, Die Steppe. Nach (tsch)

Himmel (steinerner)  Silenos berichtet im ersten Buch seiner Historien, im Archontat des Demylos sei ein Stein vom Himmel gefallen; da habe Anaxagoras gesagt, der ganze Himmel bestehe aus Steinen; nur durch den gewaltigen Schwung der Kreisbewegung werde er zusammengehalten; ließe dieser nach, so würde er zusammenstürzen.    - (diol)
 
 

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