exenspiegel
Auf dem Flohmarkt in Saint-Ouen fand er einen ganzen Posten kleiner, konvexer
Spiegel, und er begann das herzustellen, was man »Hexenspiegel« nennt, indem
er sie in unermüdlich bearbeitete Zierleisten aus Holz einpasstc. Er war handwerklich
unheimlich geschickt und bis zu seinem Tod bewahrte er sich eine Präzision,
eine Sicherheit, einen Blick, die ganz außergewöhnlich waren, doch von dieser
Zeit an verlor er, wie es scheint, allmählich die Lust an der Arbeit. Er bastelte
tagelang an jedem Rahmen herum, schnitt sie zu und durchbrach sie unaufhörlich,
bis es ganz feine Holzspitzen wurden, in deren Mitte der kleine polierte Spiegel
ein Metallblick, ein weit geöffnetes, kaltes Auge voller Ironie und Feindseligkeit
zu sein schien. Der Kontrast zwischen dieser wie ein flammendes Kirchenfenster
bearbeiteten unwirklichen Aureole und dem grauen, strengen Glanz des Spiegels
schuf einen Eindruck des Unbehagens, als ob diese
sowohl in der Quantität wie in der Qualität disproportionierte Einfassung nur
da gewesen wäre, um die unheilvolle Eigenschaft der Konvexität zu unterstreichen,
die den gesamten verfügbaren Raum auf einen einzigen Punkt konzentrieren zu
wollen schien. Die Leute, denen er sie zeigte, mochten sie nicht: Sie nahmen
einen in die Hand, drehten ihn ein paar mal hin und her, bewunderten die Holzarbeit
und legten ihn dann, fast verlegen, schnell wieder hin. Am liebsten hätte man
ihn gefragt, warum er so viel Zeit darauf verwandte. Er versuchte nie, einen
zu verkaufen und verschenkte auch nie einen; er hängte sie nicht einmal zu Hause
auf; sobald er einen fertig hatte, legte er ihn in eine Schublade und fing einen
andern an. - (rec)
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