euschreckenkrebs Es
kam dem jungen Mann vor, als ob sich jenseits der Feuer, gegen Osten zu, wo
tiefes Dunkel lauerte, seltsame, kaum zu erkennende Wesen zusammenrotteten,
vom letzten Auflodern der Flammen gleichsam auf Distanz gehalten. Eines dieser
Wesen schien über einem Schulterpaar von menschlicher Gestalt einen Wolfskopf
zu tragen; bei einem anderen, das wie ein übergroßer Vogel aussah, lugte zwischen
den geschlossenen Flügeln wie aus einem Mantel ein zarter Frauenkörper hervor;
noch ein anderes reckte Ziegennüstern mit einem Bärtchen in die Höhe; auf dem
Kopf eines vierten — ob Menschen- oder Tierkopf, war nicht auszumachen - sproß
ein elegant verzweigtes Geweih, das vornehm schimmerte ... Und Rüssel, Schnäbel,
Hörner, Schnauzen, Hufe, Krallen,
Felle, Stoßzähne, vermischt mit menschlichen Gliedmaßen, weißen, gegerbten,
behaarten, mit Frauenbrüsten und derben männlichen
Geschlechtsteilen. Doch diese Wesen sahen allesamt
fahl und fast durchsichtig aus, mit Augenringen, die Augen tief eingesunken
oder glasig hervorstehend wie bei riesenhaften Insekten, und ihre Augen schimmerten
im verwaschenen Gelb gewisser Krebse — überhaupt glichen sie Heuschreckenkrebsen.
Und in denen auf der anderen Seite schien sich der Mondschein
nicht genügend fangen zu können, sie warfen kaum Schatten;
dünne, grünlichgelbe Spuren waren manchmal in den durchscheinenden Körpern zu
erkennen.
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Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)
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