Heteronym  Entsprechend seiner Vorliebe für stellare Konstellationen fertigte Pessoa für jedes seiner Heteronyme Horoskope an, für die er jeweils ein Geburtsdatum und einen Geburtsort (er-)finden mußte. Auf diese Weise kam jedes Heteronym zu seiner Biographie, zu seiner »Existenz«.

So erblickte Alberto Caeiro am 16. April 1889 um 13.45 Uhr das Licht der Welt, er starb 1915 in Lissabon, hielt sich aber zu Lebzeiten nur auf dem Land auf. Caeiro wurde von den zwei anderen großen Heteronymen als Meister anerkannt. Als Dichter der Natur verkörpert er den »Objektivismus«, in dem die Empfindungen so beschrieben werden, wie säe sind, ohne daß die Sprache »einen Gang zwischen den Worten und den Gedanken« benötigte.

Ricardo Reis ist ein Jahr älter als Pessoa. Er wird von Jesuiten erzogen und erhält eine klassische Ausbildung, entsprechend vertritt er eine klassizistische, u. a. an Horaz geschulte Sprache, Von Beruf ist er Arzt. Mit de Campos diskutiert er über Rhythmus und Versmaß, und beide ziehen jeweils unterschiedliche Lehren aus der vorbildlichen Dichtung ihres Meisters. Weil er Monarchist ist, begibt sich Reis 1919 ins Exil.

Alvaro de Campos, der jüngste von allen, geboren am 15. 10. 1890 in Tavira (Algarve}, erinnert äußerlich »vage an den Typen eines portugiesischen Juden«; er läßt sich in Glasgow zum Ingenieur ausbilden, unternimmt eine Reise in den Orient und kehrt dann nach Lissabon zurück. Pessoa kennzeichnete Campos als »einen Whitman, der einen griechischen Dichter in sich hat«, und über die von de Campos verfaßte Ode Maritima sagte Pessoa, es habe »kein deutsches Regiment jemals die innere Disziplin besessen, die dieser Komposition zugrundeliegt.«    - Nach Reinold Werner, Nachwort zu: Fernando Pessoa, Ein anarchistischer Bankier. Berlin 1986 (zuerst 1922)

 

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