Herzjagen  Von Kindesbeinen an hatte Ridolfi ein schwaches Herz, und wenn er Herzjagen bekam, mußten sie ihn ins Krankenhaus bringen. Deshalb hatten sie ihn beim Militärdienst nicht genommen, deshalb hatte er nie eine Arbeit ausüben können und immer bei seiner Mutter, einer Witwe, gelebt, die ihm dauernd auf der Pelle saß, mit der Ausrede, sie müsse sich um sein Herz kümmern. Zweimal hätte er sie beinahe erwürgt, weil er immer wieder hören mußte: »Wie fühlst du dich denn, mein armer Kleiner?« Aber noch schlimmer war es gewesen, als er später so rasende Tobsuchtsanfälle bekam, daß er alles kurz und klein schlagen mußte und jedesmal, abgesehen von der Einlieferung ins Irrenhaus, einen glatten Infarkt riskierte. Auf dem Sandpfad fragte sich Ridolfi, ob es sein Schicksal sei, in Afrika an Herzjagen zu sterben, wegen einer Schwarzen, von der er nicht einmal wußte, wer sie war. Tatsache war, daß er ein wildes Herzjagen hatte, mit Sprüngen und Fehlern zwischen Diastolen und Systolen, und daß er jeden Augenblick stehenbleiben mußte, weil ihm der Atem ausging.   - Gianni Celati, Cevenini und Ridolfi. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
 
 

Herz

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme