erz,
menschliches
Die Personengruppe bestand aus der brutalen und höchst erdverbundenen Gestalt,
die sich so wütend zum Verteidiger des Galgens aufgeschwungen hatte - kurzum,
aus dern Henker -, sowie dem letzten Dieb und dem letzten Mörder, die sich alle
drei um den letzten Säufer geschart hatten. Der zuletzt Genannte ließ gerade
großzügig die Branntweinflasche herumgehen, die er vor der allgemeinen Vernichtung
der Weine und Spirituosen gerettet hatte. Diese kleine Gesellschaft schien auf
der untersten Stufe der Niedergeschlagenheit angelangt zu sein; denn die drei
dachten, daß die geläuterte Welt notwendigerweise ganz anders aussehen müsse
als die Zustände, die sie bisher gekannt hatten, und deshalb nur ein sonderbarer
und trübseliger Aufenthalt für Leute ihres Schlages sein könne.
«Das Beste, was ich uns allen raten kann, ist dies», meinte der Henker,«daß ich, sobald wir den letzten Tropfen Branntwein vertilgt haben, euch, meinen drei Freunden, am nächsten Baum zu einem gemütlichen Ende verhelfe und mich dann ebenfalls am selben Ast aufhänge. Diese W'elt ist nichts mehr für unsereinen.»
«Na, na, meine guten Leute!» sagte ein dunkelhäutiger Mensch, der sich jetzt zu der Gruppe gesellte - sein Gesicht war in der Tat erschreckend dunkel, und seine Augen glühten roter als das Freudenfeuer. «Seid nicht so bedrückt, meine lieben Freunde; ihr werdet noch gute Tage erleben. Es gibt nämlich etwas, was diese Besserwisser vergessen haben ins Feuer zu werfen, und darum taugt die ganze Feuersbrunst überhaupt nichts - ja, selbst wenn sie die Erde insgesamt zu Asche verbrannt hätten!»
«Und was könnte das sein?» fragte eifrig der letzte Mörder.
«Nun denn, nichts anderes als das menschliche Herz!» erwiderte der dunkelgesichtige
Fremdling mit einem unheilverkündenden Grinsen. «Und wenn ihnen keine Methode
einfällt, diese üble Höhle zu läutern, dann werden aus ihr abermals alle Formen
des Unrechts und Elends hervorgehen - die gleichen alten Formen, vielleicht
gar noch schlimmere -, die sie heute mit so gewaltigem Aufwand in Asche verwandelt
haben. Ich habe die ganze lange Nacht dabeigestanden und rnir ins Fäustchen
gelacht, während ich ihnen bei der Arbeit zuschaute. Ja, ich gebe euch mein
Wort darauf, daß die Welt dennoch die alte bleibt!» - Nathaniel
Hawthorne, Das Brandopfer der Erde. In: N. H., Das große Steingesicht. Stuttgart
1983 (Bibliothek von Babel 9, Hg. Jorge Luis Borges)
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