ervorhebung  Gestern abend habe ich mich  im Spiegel betrachtet wie schon lange nicht mehr, als ich noch ein dreizehn- oder vierzehnjähriges Mädchen war (und jetzt bin ich zweiundzwanzig!) . . . Ja, beim Zubettgehen stellte ich mich vor den Spiegel, einfach so, ohne etwas anzuhaben, und betrachtete mich genau. Das Ergebnis dieses Betrachtens ist nicht sehr ermutigend. Also, vor allem habe ich in aller Deutlichkeit gesehen, was ich schon wußte, nämlich daß meine hochgekämmte Frisur ganz und gar falsch ist: sie macht mein schmales Gesicht noch länger und läßt mich noch schmächtiger erscheinen, als ich bin. Und, es läßt sich nicht leugnen, ich bin zu mager; ich habe einen verdammt kleinen Busen; und alle Rippen treten hervor; und die Arme sind knochig; und von hinten sehe ich sogar wie ein Junge aus; und statt des Bauchs habe ich eine Vertiefung, so etwas wie ein Loch.

Immerhin, immerhin, und trotzdem, um die Wahrheit zu sagen . . . also, alles in allem doch gar nicht so übel. Warum nicht so übel, weiß ich nicht; aber beispielsweise habe ich lange und wohlgeformte Schenkel, und jene untere Partie hebt sich um so besser hervor, je mehr das übrige zurückgehalten ist. Beispielsweise. Und überhaupt ist Magerkeit nicht notwendigerweise ein Schaden, sie kann auch eine Unterstreichung sein, eine Unterstreichung gewisser Merkmale.  - Tommaso Landolfi, Blicke. In: T. L., Die Stumme. Reinbek bei Hamburg 1991

 

Deutlichkeit Auffälligkeit

 

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