errenschneider
Arlecq ging ungern zu Rehbein. Er liebte es nicht, in kleiner Zelle, vor
dreiteiligem Spiegel den Nöten seines Körpers ausgesetzt zu werden, indes
Herr Rehbein sich in seinem Rücken zu schaffen machte, dreifach sichtbar auf
den Spiegelfeldern, die Ärmel vom Manteltorso abriß und neu anheftete zu einem
Gespräch aus dem vermutbaren geistigen Umkreis des Kunden. Da stand er, Arlecq,
vor drei Spiegeln, dreifach zerteilt, in den Fragmenten des neuen Wintermantels
wie in einem Schildkrötenpanzer, und Herr Rehbein dirigierte die Bewegung seiner
Glieder. Das war häßlich. Gott mußte einen großen Zorn auf die Schneider haben,
die ihm sein Ebenbild mal in die Länge, mal in die Breite zogen. Wenn ich empfehlen
darf, sagte Herr Rehbein zärtlich, drei Knöpfe zum Mantel, und er strich mit
flacher Kreide drei Kreuze je auf der Höhe von Arlecqs Brust, Bauch und Geschlechtsteilen.
Seltsam, dachte Arlecq und zuckte etwas beim dritten Kreuzstrich, daß gerade
an diesen Stellen eine Transformation von innen nach außen und von außen nach
innen vor sich gehen sollte. Tn Ordnung, sagte er, Sie haben ja den besseren
Blick dafür. Besten Dank, verbeugte sich Herr Rehbein hinter seinem Rücken.
Darauf zog er ihm den Manteltorso, den ein fester weißer Zwirn in seinen Elementen
zusammenhielt, ab. - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig
1993 (zuerst 1975)
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