erkunft THOMAS HOBBES Der Tag seiner Geburt war der fünfte April, A.D. 1588, ein Freitag Morgen, welcher in jenem Jahre Kar=freitag war. Aus Furcht vor der Invasion der Spanier kam seine Mutter mit ihm in die Wehen.
Mr Hobbes' Vater war Geistlicher zu Westport juxta Malmesbury, wozu Brokenborough & Charlton als Tochter=gemeinden rechnen; das Vikariat von Malmesbury erbringt nur XX Nobles per annum, i.e. 6 £ 13s. 4d. Er war noch einer von der Geistlichkeit aus Königin Elizabeth's Tagen: in jener Zeit ging nur ein kleines an Gelehrsamkeit mit ihm und vielen anderen unwissenden Falstaffen — er konnte nur die KirchsGebete & die Homilien lesen und hielt das Lernen (so erzählte's mir sein Sohn Edmund) nur in kleinen Ehren, da er nicht um dessen Suavitas wußte.
Westport ist die Gemeine diesseits des West=Tors (welches itzt demolirt ist): dies Tor stand auf dem Landrücken zwischen Malmesbury und Westport. Dort stand bis zum letzten Krieg eine sehr hübsche Kirche, die der Hl. Mary geweiht war, mit 3 Schiffen, bzw. einem Haupt= und zwei Seitenschiffen und einem schönen Spiz=turm mit fünf gestimmten Glocken, die, als die Stadt von Sir W. Waller eingenommen, zu Mörsern umgeschmolzen wurden; und die Kürche ward dem Erdboden gleichgemacht, auf daß nicht der Feind sich in ihr wider die Garnison verschanze. Der Turm war höher als der, welcher itzo im Sprengel steht: das schmückte den Prospect sehr. Die Fenster waren schön gemalen, und darin standen Inschriften, die ein hohes Alter bezeugten. Was man itzt neu gebaut hat, gleicht einem Viehstall.
Der alte Pfarrverweser Hobs war ein guter Kerl, saß jeden Samstag Abend bey den Spielkarten — dann, in der Kirche, im Schlafe, schreyet er »Kreuz ist Trumpf« und der Küster respondirt »Dann, Herr, gewinne wer's As hat«.
Er war ein Choleriker; und ein Pfarrer (welcher, glaub ich, zu Westport sein Nachfolger geworden) forderte ihn (absichtlich) vor der Kirchentür heraus also daß Hobs ihn schlug und darob gezwungen war, zu fliehen, und irgendwo bey London im verborgenen starb, vor etwa 80 Jahren.
Was seines Vaters Unwissenheit & Rohheit betrifft: die waren wie ein
gutes Metall in der Schlacke, das nach Abschürfung & Reinigung verlangt.
Witz will raffinirt werden, bedarf großer Anstrengungen und Kunst & guter
Conversation, damit der Mensch sich vervollkommne. - (
aub
)
Herkunft (2) Diese lebhafte
kleine Fliege, heute ein ungebetener Gast an unserem
Tisch, wählt mit ihrem empfindlichen Gaumen die erlesensten Speisen aus; ihren
Rüssel steckt sie in den Rand eines Tropfens Wein, und dann fliegt sie angeheitert
weiter, um an einer Birne oder einem Pfirsich eine festere Mahlzeit zu sich
zu nehmen. Mal tanzt sie mit ihren Kameraden in der Luft herum, ein andermal
striegelt sie anmutig die aufgerollten Flügel mit den verjüngten Beinen, und
doch war sie nur einen Tag zuvor noch eine eklige Made,
ohne Flügel, ohne Beine, ohne Augen, die sich voller Freude in einem Haufen
Exkremente suhlte. - Kirby und Spence,
nach Stephen Jay Gould: Bravo, Brontosaurus. Die verschlungenen Wege der Naturgeschichte. Hamburg 1994
Herkunft (3) Ägir
ist ein sehr mächtiger Troll. Seine Brüder sind Wind
und Feuer. Ein Feind der Götter ist er nie gewesen,
und so nimmt er die Gäste freundlich auf. Nur Ron, seine Frau, wirft ihnen scheele
Blicke zu. Jeder kennt sie und weiß, wie böse und gefährlich sie ist. Ihr größtes
Vergnügen ist es, Seeleute in ihrem großen Netz zu fangen, um sie dann mit sich
in die Tiefe zu ziehen. Das Trollpaar hat neun Töchter. Jede von ihnen ist eine
Welle, und allesamt sind sie ebenso schön, wie ihre
Mutter häßlich ist. Sogar Odin, heißt es, habe sich in eine von ihnen verliebt,
damals, als die Welt noch jung und unschuldig war. Auch will es ein Gerücht,
daß er mit ihr ein Kind gezeugt hat, nämlich seinen Sohn Heimdal, den geheimnisvollsten
unter den Asen, der manchmal verkündet: »Neun Mütter
habe ich, und neun Schwestern haben mich geboren.«
Aber wie soll das zugegangen sein? Wer in aller Welt kann so viele Mütter haben?
Ägirs Töchter wollen nichts davon wissen. - Tor Åge Bringsværd, Die wilden Götter. Dt. Bearb. Tanaquil
u. Hans Magnus Enzensberger. Zeichnungen von Johannes Grützke. Frankfurt am
Main 2001
|
|