„Wenn du es wärst..., ich würde dich lieben..., würde dich lieben, wie ich dich jetzt liebe, wie es mein Schicksal will, daß ich dich liebe, bis über dieses Leben hinaus, falls es jenseits davon noch irgendetwas gibt."
"Fernando", sprach da die Schöne, mit einer Stimme, die klang wie Musik, „ich liebe dich noch mehr, als du mich liebst; ich, die ich mich herablasse zu einem Sterblichen, obwohl ich ein reiner Geist bin. Ich bin keine Frau, wie es sie auf der Erde gibt; ich bin eine Frau, wie sie dir gebührt, dir, der du die übrigen Menschen, all die anderen Männer überragst Ich lebe auf dem Grund dieser Wasser, körperlos wie sie, flüchtig und durchsichtig: ich spreche mit ihrem Rauschen und woge mit ihrem Wallen. Ich bestrafe nicht den, der es wagt, die Quelle zu trüben, worin ich wohne; vielmehr belohne ich ihn mit meiner Liebe, als einen Sterblichen, der den Aberglauben des Pöbels überwunden hat, als einen Liebhaber, der fähig ist, meine seltsame, geheimnisvolle Zärtlichkeit zu begreifen."
Während sie so sprach, näherte sich der Jüngling, hingegeben dem Anblick ihrer phantastischen Schönheit, hingezogen wie von einer unbekannten Kraft, mehr und mehr der Kante des Felsblocks. Die Frau mit den grünen Augen redete weiter:
"Siehst du, siehst du die klare Tiefe dieses Weihers? Siehst du diese Gewächse mit langen Blättern, die sich regen auf seinem Grunde?... Sie werden uns ein Lager gewähren, grün wie Smaragd, rot wie Korallen..., und ich ..., ich schenke dir eine namenlose Seligkeit, diese Seligkeit, die du erträumt hast in deinen Stunden wonniglich fiebernden Wahns und die niemand dir bieten kann... Komm, der Nebel des Weihers schwebt über unseren Stirnen wie ein Betthimmel aus Linnen...; die Wellen locken uns mit ihren unverständlichen Stimmen; der Wind beginnt zwischen den Pappeln seine Liebeshymnen; komm..., komm ..."
Die Nacht breitete allgemach ihre Schatten aus; der Mond glitzerte auf der Weiherfläche; der Nebel wirbelte auf beim Wehen der Luft, und die grünen Augen schimmerten in der Dunkelheit wie Irrlichter, die über verseuchtem Sumpfland geistern... „Komm, komm..." Dieses wiederholte Wort summte in den Ohren Femandos wie eine Beschwörungsformel. „Komm...", und die geheimnisvolle Frau lockte ihn an den Rand des Abgrunds, wo sie schwebte, und schien ihm einen Kuß geben zu wollen..., einen Kuß ...
Fernando machte einen Schritt auf sie zu . . ., noch einen . . ., und spürte
schlanke, biegsame Arme, die seinen Hals
umschlangen, und ein Kältegefühl auf seinen glühenden
Lippen, einen Schneekuß..., und er wankte... - Gustavo Adolfo Bécquer,
Die grünen Augen. Frankfurt am Main u.a. 1984
(An den Weltdada Huelsenbeck, sitzend auf den
traurigen Ueberresten seines Dada-Almanach, Dortmund, bei seiner Mama und Papa
in Dadaco) - Johannes Baader,
nach: Hanne Bergius,
Das Lachen Dadas. Die Berliner Dadaisten und ihre Aktionen. Gießen 1989
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