Untergangsgrund: Haltenhoff findet Schleiers Prinzipien, die die Bequemlichkeit der Artikulation und das Streben nach Lautunterscheidung hervorheben, in diesem Fall haltlos. Wundts Gesetz der Anpassung der Sprache an den beschleunigten Vorstellungsverlauf entspricht der Auffassung von Haltenhoff. Er äußert sich darüber folgendermaßen:
»Man lebt nicht mehr in dem gespreizten Zeitalter des Rococo und der Menuette; der Mensch von heute hat, um es recht deutlich zu sagen, einfach keine Zeit mehr, das t mitzusprechen.
Freilich, wenn
man Formen wie: ein schuppicht Panzerhemd, in schwärzlicht grauen Zügen,
an rosichtem Band, der bläulichte Gott, mit blumichter Kette, aus felsichtem
Schacht - den bezügl. Verbindungen ohne t gegenüberstellt, so wird
in der Sprache ein wirklicher Zeitunterschied meist gar nicht vorhanden sein;
aber das Auge glaubt dennoch an ihn, und der Mund fügt sich. Danach wäre
der Schwund des t aufzufassen als ein progressiver Assimilationsprozeß,
ein Hinübergleiten des Auges und der Aussprachbewegung über das t,
das wegen der sonst entstehenden Doppelkonsonanz eine psycho-physische Hemmungsursache
darstellen würde.« - Nabil Osman, Kleines Lexikon untergegangener
Wörter (Beck'sche Reihe 487, 1999, zuerst 1971).
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