Hemdenbügeln

 

- David Blazquez

Hemdenbügeln (2)  Elise hat beschlossen,  zu bügeln. Sie richtet sich ihr Bügelbrett über meinem Lager und ihre Lampe genau über meinem Gesicht, derart daß der Lichtschein, senkrecht iuf meine durchlässigen Lider fallend, selbst wenn ich sie geschlossen halte oder den Kopf wende, mich keinen Schatten finden läßt und mir ins Auge sticht, wenn ich es zufällig für kurze Zeit öffne.

Vielleicht beherrscht sie mich eben deshalb, weil sie mir widerstrebt; aber weiß sie das?

Sie handelt mir zuwider, weil sie arbeiten will. Und ist es nicht schön, daß sie zu dieser Stunde noch arbeitet? Wie könnte man ihr, ohne ungerecht zu sein, einen Vorwurf daraus machen?

Ich kann sie übrigens meine Verstimmung merken lassen; sie wird sich nicht darüber ärgern. Darin liegt ihre Kraft: nie ärgert sie sich über irgend etwas, was aber nur daher kommt, daß sie dich und dein Vorhandensein überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt.

Einmal beugt sie sich über mich in ihrer Dampfwolke, um mich zu küssen, und ich schreie vor Schmerz: sie hat mich mit ihrem Bügeleisen verbrannt. Man möchte sich fragen, ob sie es aus Ungeschick getan hat oder absichtlich. So wenig bekümmert es sie.

Und als es ihr nach zwei Stunden solchen Wachhaltens gefällt, ins Bett zu kommen, schmiegt sie sich an mich, und ohne weitere Erkundigung, ob ich nicht lieber schliefe, wiegt und liebkost sie mich mit zärtlicher Grausamkeit, so lange es ihr gefällt.

ELISE: «Man muß es verstehen, nicht allzu sehr zu leiden.»   - Marcel Jouhandeau, Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)

 

Hemd Bügeleisen

 

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