Dr. Bakare Tunde
Astronautics Project Manager
National
Space Research and Development Agency (NASRDA)
Plot 555 Misau
Street
PMB 437 Garki, Abuja, FCT
NIGERIA
Sehr geehrter Herr,
BITTE UM UNTERSTÜTZUNG - STRENG VERTRAULICH
Ich bin Dr. Bakare Tunde, der Vetter des nigerianischen Astronauten Air Force Major Abacha Tunde. Er war der erste Afrikaner im All, als er einen geheimen Flug zur Salyut 6 Raumstation im Jahre 1979 machte. Dann war er 1989 auf einem späteren sowjetischen Raumflug, Soyuz T-16Z zu der sowjetischen geheimen militärischen Raumstation Salyut 8T. Dort strandete er in 1990, als die Sowjetunion aufgelöst wurde. Seine andere sowjetischen Mannschaftsmitglieder kehrten mit der Soyuz T-16Z zur Erde zurück, doch sein Platz wurde stattdessen für Fracht verwendet. Seitdem wurde er von gelegentlichen Progrez-Versorgungsflügen am Leben erhalten. Er ist immer noch guter Dinge, aber er möchte nun heimkommen.
In der 14 Jahren, die er auf der Station ist, hat er an Gehalt und Zinsen fast 15.000.000 amerikanische Dollars angesammelt. Dieses Geld ist in einem Treuhandfond der Lagos National Savings and Trust Association. Wenn wir Zugriff auf dieses Geld bekommen, können wir den russischen Raumfahrtbehörden eine Anzahlung für einen Soyuz-Rückflug leisten, um ihn auf die Erde zurück zu bringen. Man sagt mir, dies kostet 3.000.000 US-Dollars. Um auf seine Treuhandgelder zuzugreifen, benötigen wir Ihre Unterstützung.
Meine Mitarbeiter und ich sind bereit, den Gesamtbetrag auf Ihr Konto zur Übergabe zu transferieren, da wir als Staatsbeamte wegen der Beamtengesetze keine Auslandskonten in unseren Namen eröffnen oder auf sie zugreifen dürfen.
Natürlich setzen wir dabei enormes Vertrauen in Sie. Im Gegenzug haben wir vereinbart, Ihnen 20 Prozent von der übertragenen Summe anzubieten. Hinzu kommen 10 Prozent für Nebenkosten (intern und extern) zwischen den Parteien im Verlaufe der Transaktion. Die restlichen 70 Prozent werden Sie dann bitte zu gegebener Zeit auf andere Konten überweisen.
Wir bitten freundlich um eine schnelle Antwort, da wir bereits hinter Plan liegen und die Anzahlung noch in diesem finanziellen Quartal benötigen.
Bitte den Empfang dieser Nachricht nur über meine direkte Nummer 234 (0) 9-234-2220 zu bestätigen.
Hochachtungsvoll,
Dr. Bakare TundeNach
telepolis
Heimreise (2) Nachdem Bran und seine Gefährten
einige Zeit auf dieser Insel gelebt haben,
werden sie von Heimweh nach ihrer irischen
Heimat ergriffen. Sie erhalten Erlaubnis, die Heimfahrt anzutreten,
werden aber davor gewarnt, den Fuß an Land zu setzen, sobald
ihre Heimat in Sicht kommt. Als sie landen, müssen sie feststellen,
daß zwei Jahrhunderte vergangen sind, seitdem sie Irland verlassen
haben. Sie selbst waren der Ansicht, nur einige Wochen fort gewesen
zu sein. Als einer von ihnen den heimatlichen Boden berührt,
zerfällt er auf der Stelle zu Asche. - Hans-Jürg
Braun, Das Jenseits - Die Vorstellungen der Menschheit über das
Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2616, zuerst 1996)
Heimreise (3) Während der Kran ihn auf das Schiff hievte,
trudelte der Container, als schwimme er auf der Luft. Der Spreader, der ihn
am Kran hält, konnte die Bewegung nicht stoppen. Die schlecht verriegelten Öffnungen
sprangen plötzlich auf, und Dutzende von Körpern fielen heraus. Sie sahen aus
wie Schaufensterpuppen. Doch beim Aufprall auf den Boden barsten die Köpfe,
als wären es echte Schädel. Und es waren Schädel. Aus dem Container regnete
es Männer und Frauen. Auch einige Kinder. Tot. Tiefgefroren, übereinandergepackt,
hineingeschichtet wie Heringe in die Dose. Die Chinesen, die ewig leben. Die
Unsterblichen, die ihre Papiere vom einen zum anderen weiterreichen. Hier also
waren sie gelandet. Die Leichen, über die die wildesten Gerüchte umgingen, es
hieß, sie würden in Restaurants verkocht, auf den Grundstücken um die Fabriken
herum vergraben, in den Krater des Vesuv geworfen. Da waren sie. Zu Dutzenden
purzelten sie aus dem Container, um den Hals Schildchen mit ihrem Namen. Alle
hatten Geld beiseite gelegt, um sich in ihren Heimatorten in China begraben
zu lassen. Ein Teil des Lohnes war einbehalten worden als Garantie für die Rückreise,
als Tote. Ein Platz im Container und eine Grube in einem Fleckchen chinesischer
Erde. Als der Kranfahrer aus dem Hafen mir die Sache erzählte, bedeckte er sein
Gesicht mit den Händen und blickte mich durch die Fingerzwischenräume an. Als
ob diese Maske der Hände ihm Mut mache, weiterzuerzählen. Er hatte die Leichen
herausfallen sehen und nicht einmal Alarm schlagen oder jemanden benachrichtigen
müssen. Kaum war der Container auf den Boden herabgelassen, tauchten wie aus
dem Nichts Dutzende von Menschen auf, stapelten die Leichen wieder hinein und
schwemmten die Reste mit einem Wasserschlauch weg. - Roberto Saviano,
Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra. München 2006
Heimreise (4) Nächtlich nehmen die Zigeuner
ihren toten Herzog vom Galgen
herab, legen ihm den roten Fürstenmantel um die Schulter, setzen ihm die silberne
Krone auf das Haupt und versenken ihn in die Scheide, fest überzeugt, daß ihn
der mitleidige Strom nach Hause bringt, nach dem geliebten Ägypten. Die arme
Zigeunerprinzessin Isabella, seine Tochter, weiß nichts von dieser traurigen
Begebenheit, sie wohnt einsam in einem verfallenen Hause an der Schelde, und
hört, des Nachts, wie es so sonderbar im Wasser rauscht, und sie sieht plötzlich
wie ihr bleicher Vater hervortaucht, im purpurnen Totenschmuck, und der Mond
wirft sein schmerzliches Licht auf die silberne Krone. Das Herz des schönen
Kindes will schier brechen vor unnennbarem Jammer, vergebens will sie den toten
Vater festhalten; er schwimmt ruhig weiter nach Ägypten,
nach seinem heimatlichen Wunderland, wo man seiner Ankunft harrt, um ihn in
einer der großen Pyramiden nach Würden zu begraben. - Heinrich Heine,
Die Romantische Schule
Heimreise (5) Ob es stimme, daß er und die Tochter
Gertrud den beschwerlichen Heimweg lang auf dem Pferd gesessen hätten, während
die Frau in schlechtem Schuhzeug über vereiste Wege habe laufen müssen? Wieso
er beim Überqueren der Elbe, als das Eis zu brechen begann, zwar die Tochter
mit raschem Griff gerettet, aber die Frau auf einer Scholle habe abtreiben lassen
- und zwar höhnisch lachend, so daß nur noch Gottes Hilfe wirken konnte? Ob
er bezeugen könne, daß Dorothea während der Schiffsreise von Lübeck zum heimatlichen
Hafen mehrmals heillose Unzucht mit einer holzgeschnitzten Jesusfigur getrieben
habe? Ob ihm an seinem Weib unterwegs oder nun wieder daheim hexisches Treiben
aufgefallen sei? -
(but)
Heimreise (6) Heirate im mittleren Alter und führe das junge Ding nach Haus. Laß später im Jahr das Schlimmste heraus. Seltsam, wie wenig die Melodie sich wandelt. Mach Schlimmeres -bis dein Sinn sich ändert, stürz dich dann in Bußfertigkeit, und die Dame ist, eh man sich's versieht, eine Heldin geworden.
Hier haben die Harfen eine kurze Kadenz. Hinter der neuen Kathedrale
geht die Sonne unter, und der purpurne Abschaum des Flusses hält auf das
Meer zu. Der Wagen ist vor der Tür. Ich möchte heut abend nicht alleine
fahren. Ich bezahl dich gut. Es ist die Skrofulöse. Schneller!
Schneller! Die Sonne ist ein Schanker tief im Westen. Ha, wie die großen
Häuser leuchten - der guten alten Zeit zuliebe. For sale! For sale! Die
Stadt hat einen anderen Weg genommen. Aber ich lasse mich nicht so
leicht an der Nase herumführen. Fort sale! Fort sale! wenn du es richtig liest. Und der Schönheit eigener Kopf auf dem Kissen, à la Maja Desnuda! O Duquesa de Alba! Duquesa de Alba!
Nie gab es in den Straßen von Newark solch wollüstiges Wunder! Macht
die Fenster auf - aber alles ist hier mit Brettern vernagelt. Raus mit
euch, ihr schläfrigen Doktoren und Anwälte ihr - der Himmel ist in
Flammen, und die Kalvarienkirche streckt ihre Schneckenhörner aus,
erschnuppert die Dämmerung - auf der falschen Seite! Laßt die Trompeten
schmettern! Tutti i instrumenti! Die Welt ist auf der Heimreise.
Ein Mann, dessen Hirn wegen einer in früher Jugend erworbenen
syphilitischen Infektion langsam verklumpt, bittet einen Freund, mit ihm
in die Stadt %u reisen. Aus Mitleid fährt der Freund mit, und in
Gedanken an die Lage seines unglücklichen Gefährten verfällt er, während
er die eine Straße hinauf- und die andere hinuntergefahren tüird, über
das, was er sieht, ins Grübeln. Da es Abend ist, wird er £euge einer
Dämmerung von gewaltiger Schönheit, die rückwärts auf die Welt
niederfährt, in einer dem Lauf der Sonne entgegengesetzten Richtung, und
da er nicht weiß, was er sonst denken soll, entdeckt er darin die
gleiche Macht, die seinen Freund in die Zerstörung geführt hat. Nunmehr
ist er geneigt, seinen Hohn verächtlich über den empfänglichen
Stumpfsinn der Stadt zu schütten und sich aus dem Unglück seines
Freundes wirklich nichts zu machen. - (kore)