Heilung, schamanistische   Er kauerte neben Bistie und starrte auf die fast verheilte Schnittwunde. Er ahnte, woher der kleine Schnitt auf der linken Brustseite stammte. Bistie war zu einem Schamanen gegangen, um die Ursache seiner Krankheit zu erfahren. Und der Zauberpriester - einer, der aus der Hand, aus den Sternen oder aus einer Kristallkugel las - hatte ihm gesagt, was alle Schamanen in solchen Fällen sagen: daß ein Skinwalker ihm ein Stückchen Knochen in den Leib geblasen hätte und daß er sterben müßte, wenn es nicht entfernt würde. Und dann hatte er ihm die Haut aufgeritzt, sich über den rituellen Schnitt gebeugt und an der Wunde gesaugt. Und auf einmal hatte das Knochenkügelchen auf der Zunge des Schamanen gelegen. Und Bistie hatte es in seiner Geldbörse verwahrt, bezahlt, was er schuldig war, und war heimgegangen mit dem Vorsatz, den Skinwalker zu töten und das kleine Stück Knochen dem in die tödliche Wunde zu schieben, der ihn verhext hatte. Denn nur so konnte er das Übel des Bösen endgültig von sich abwenden. - Tony Hillerman, Die Nacht der Skinwalker. Reinbek bei Hamburg 1997

Heilung, schamanistische (2)

Weg der Heilung

Graphische Darstellung einer schamanischen Krankenheilung, gezeichnet von einem Evenken: 1 Die Steinige Tunguska 2 Ihre Nebenflüsse 3 Gebiet des Momol-Klans 4 Heiliger Berg des Klans 5 Herrin des Klangebiets (Geist) 6 Schutzgeist des Klans 7 Geisterwächter 8 Gebiet des Nyurumnal-Klans 9 Kultplatz des Klans 10, 11 Schutzgeister des Klans 12 Seine Geisterwächter 13 Zelt des Nyurumnal-Schamanen 14 Der Schamane 15 Seine Helfer 16 Weg des Dämons, den der Schamane zur Vernichtung des Momol-Klans ausschickt 17 Der Dämon überwindet die Geisterwächter und befällt in Gestalt eines Holzwurmes einen Momol, der erkrankt 18 Zelt des Kranken 19 Seine Frau 20 Zelt des Momol-Schamanen 21 Der Schamane ermittelt die Krankheitsursache 22 Zuchauer 23 Hilfsgeist (Gans) 24 Hilfsgeist (Schnepfe); beide versuchen, mit ihren Schnäbeln den Dämon zu fangen 25 Weg der Hilfsgeister 26 Der gespaltene Pfahl und das Messer (Hilfsgeister) stellen den fliehenden Dämon 27 Ein Hilfsgeist (Eule) schluckt ihn und trägt ihn zum Abgrund der Unterwelt 28 Eingang zur Unterwelt 29 Der Momol-Schamane sendet einen zweiköpfigen Hecht als Rachegeist aus 30 Weg des Hechtes 31 Zelt eines Nyurumnal 32 Der Hecht entreißt seinem Opfer die Seele 33 Er entführt sie 34 Seele 35 Der Momol-Schamane errichtet dort, wo der Dämon eindrang, einen Zaun aus Lärchen-Geistern 36 Er plaziert Wächter (gespaltene Pfähle) am Weg des fremden Dämons 37 Felle geopferter Tiere 38 Fell eines den höchsten Göttern geopferten Rens.  - Alfred Stolz, Schamanen. Ekstase und Jenseitssymbolik. Köln 1988 (dumont Taschenbücher 210)

Heilung, schamanistische (3)   Der Schamane griff zur Trommel. Zugleich führte er einen Dialog mit dem Geist der Krankheit, der sich im Körper des Patienten befand. Die Auseinandersetzung verschärfte sich, der Schamane setzte abermals zum Tanz an und veranschaulichte auf diese Weise seinen Kampf mit dem Krankheitsdämonen. Nachdem seine exorzistische Bemühung  erfolglos blieb, beriet er sich mit den Hilfsgeistern. Auf Empfehlung seines Alter ego behandelte er die von der Krankheit befallene Körperpartie durch Reiben mit verschiedenen Fellstücken, Federn und Geweihteilen. Da auch dies nicht half, mußte er erneut seine Geister zu Rate ziehen. Man beschloß, dem Dämonen ein Tier als Ersatz anzubieten, in das er übergehen sollte, und schaffte dazu ein Ren herbei, das der Kranke an einer Leine halten mußte. Durch diese Verbindungsschnur sollte der Dämon in den Tierkörper wechseln. Im Augenblick seines Eindringens erhielt es den Todesstoß, das Fell des Rens opferte man der Gottheit, das Herz, in dem der Übeltäter nun saß, nahm der Schamane und biß ein Stück davon ab, das er dann in die Höhlung eines zu diesem Zwecke bereitgehaltenen hölzernen Geisteridols spie. Das Loch wurde rasch verschlossen, und der Krankheitserreger saß gefangen, um in die Unterwelt befördert zu werden.

Anisimov erwähnt, daß der Dämon es nicht selten verstand, den Schamanen zu täuschen und trotz aller Listen im Körper des Leidenden verblieb. In einem solchen Fall bestrich man den Kranken mit dem Blut des getöteten Rens, legte ihn auf das Fell des Tieres und lockte den Ungeist so heraus. Während der Krankheitsdämon sich an dem Blut weidete, leckte der Schamane es geschwind auf und spie es mit dem darin eingegangenen Geist wiederum in die Öffnung eines hölzernen Idols, um den Übeltäter zu bannen und ins Jenseits zurückbefördern zu können. - Alfred Stolz, Schamanen. Ekstase und Jenseitssymbolik. Köln 1988 (dumont Taschenbücher 210) 

 

Heilung Schamane

 

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