eilsarmee   Er sah den Schlag von links kommen, doch sein linker Arm war zu steif und wund, um ihn abzublocken. Er wirbelte herum, und sein Schlagring krachte direkt mit der ungestüm geschwungenen Faust zusammen. Der Schläger fiel mit gebrochener Hand zu Boden. Auch Lestrade wankte und seine Faust schmerzte. Nur sein Werkzeug hatte ihn vor dem Schicksal seines Gegners bewahrt. Zwei andere Männer drangen auf Dew ein, und Lestrade sah den tapferen Polizisten zum letztenmal, als Dew in einem Gewirr von Armen und Beinen verschwand. Bandicoot fing die Schläge mit seinen Schultern ab, und Lestrade sah, wie er einen der kleineren Schläger hochwuchtete und ihn der Länge nach auf die Theke warf. Immer mehr Zuschauer wurden nach und nach in das Handgemenge verwickelt.

Als der Menge klar wurde, daß die drei Polizisten immer noch recht ordentlich auf den Beinen waren und drei Schläger bewußtlos auf dem Boden lagen, machte sich eine bösartige Stimmung breit. Es trat eine unheimliche Pause ein, das Geschrei verstummte, und dann kamen fast gleichzeitig vier Messer zum Vorschein, die im schwefelgelben Licht blinkten. Jeder der drei Polizisten bereitete sich auf seine Weise auf den Angriff vor. Lestrade zog sein Schnappmesser, was Bandicoot und Dew gewiß verblüffte, wenn nicht gar die Gäste des White Elephant. Bandicoot griff sich einen Stuhl und sah aus wie ein wenig überzeugender Löwenbändiger. Dew packte die ersten besten Zinnkrüge, nahm zwei in jede Hand und wartete.

«Bereitet euch auf den Herrn vor!» bellte eine rauhe Stimme und zerriß die Stille.

Alle Augen richteten sich unverzüglich auf die Treppe. Auf halber Höhe, ein Schattenriß vor dem Licht der Gaslaternen auf dem Green, stand ein weißhaariger, zottelbärtiger Mann in einem halbmilitärischen Gehrock. Das Licht schien sein Haupt zu umspielen, als trage er einen Heiligenschein. Um ihn versammelte sich eine Schar kräftiger uniformierter junger Männer. Er stieg die Stufen hinab. Seine Fußtritte waren das einzige Geräusch im ganzen Keller. «Bereue, Sünder!» fauchte er den Rabauken an, der ihm am nächsten war, und ließ seine schwere Bibel auf den Kopf des Mannes krachen. Der Schläger brach inmitten umgestürzter Stühle zusammen.

«Du ebenfalls, Bruder!» Und er schmetterte einem zweiten Mann die Messingschließen der Bibel in die Zähne. Bevor er den dritten erreichte, waren alle zurückgewichen, und ein paar der Radaubrüder waren heimlich zur Treppe geschlichen.

«Keiner verläßt den Saal!»   Der furchteinflößende alte Mann machte ein Zeichen zur Treppe, und seine Gehilfen formierten sich zu einer massiven blauen Mauer. «Es ist Zeit für eine Gebetsversammlung.»

Zur Verblüffung der Constables beugte die Versammlung — Hure, Taschendieb und Trunkenbold gleichermaßen — die Häupter, als wären sie in einer Kirche. Lestrade durchquerte verstohlen den Raum. «Etwas für Ihre Kollekte, General?» Er zog einen Sovereign aus seiner Manteltasche.

«Und etwas für Sie, Inspector.» Der alte Mann zog ein Buch aus der Rocktasche und drückte es Lestrade in die Hand. «Nehmen Sie den Hut ab, Dew», knurrte Lestrade, «Sie stehen einem großen Mann gegenüber.»

Die Versammlung am oberen Ende bildete eine Gasse, um die Polizisten durchzulassen.

Oben in der Gasse angekommen, war es Dew, der als erster das Schweigen brach. «War das etwa...?»

«General William Booth von der Heilsarmee, Söhnchen. Und danken Sie seinem Gott, daß er rechtzeitig auftauchte.»   - M. J. Trow, Lestrade und die Struwwelpeter-Morde. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1985)

 

Mensch. guter Hilfsbereitschaft

 

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