eiliger   St. Toirdealbhachs Zelle war wie ein altmodischer Bienenkorb aus Stroh, nur war sie größer und bestand aus Stein. Sie hatte keine Fenster und nur eine Tür, durch die man kriechen mußte.

»Eure Heiligkeit«, riefen sie, als sie anlangten, und rempelten gegen die schweren unvermörtelten Steine. »Eure Heiligkeit, wir sind gekommen und möchten gern eine Geschichte hören.«

Er diente ihnen als Quelle geistiger Nahrung; er war für sie eine Art Guru — wie es Merlin für Arthur gewesen war —, und er vermittelte ihnen das wenige an Kultur, was ihnen überhaupt zuteil wurde. Wenn ihre Mutter sie hinauswarf, suchten sie bei ihm Zuflucht wie hungrige Welpen auf der Jagd nach irgend etwas Eßbarem. Er hatte ihnen Lesen und Schreiben beigebracht.

»Sieh an«, sagte der Heilige, als er seinen Kopf zur Tür herausstreckte. »Das Wohlgefallen Gottes ruhe auf Euch.«

»Dasselbige ruhe auf Euch.«

»Habt Ihr Neuigkeiten?«

»Wir haben keine«, sagte Gawaine, das Einhorn verschweigend.

St. Toirdealbhach stieß einen tiefen Seufzer aus.

»Ich habe auch keine«, sagte er.

»Könnt Ihr uns eine Geschichte erzählen

»Ach, diese Geschichten. Da kommt doch nichts bei raus. Wie sollt' ich Euch eine Geschichte erzählen, wo ich doch ein vielfacher Ketzer bin? Ist vierzig Jahre her, seit ich einen natürlichen, richtigen Kampf gekämpft hab', und die ganze Zeit habe ich kein Aug' auf kein Mädchen nicht geworfen — wie sollt' ich da Geschichten erzählen?«

»Ihr könntet uns eine Geschichte ohne Mädchen oder Kämpfe erzählen.«

»Und wozu sollt' das wohl gut sein?« rief er unwillig und kam in den Sonnenschein heraus.

»Wenn Ihr mal wieder kämpfen würdet«, sagte Gawaine (die Mädchen unterschlug er), »dann ging's Euch vielleicht besser.«

»Meiner Treu!« rief  Toirdealbhach. »Möcht' nur wissen, wozu ich überhaupt nur ein Heiliger sein soll! Wenn ich bloß die Möglichkeit hätte, einen mit meinem alten Shillelagh eins aufs Dach zu geben!« Hier zog er eine furchterregende Waffe unter seinem Gewand hervor. »War' das nicht besser, als sämtliche Heilige von Irland zu sein?«

»Erzählt uns von Shillelagh.«

Aufmerksam untersuchten sie die Keule, während Seine Heiligkeit ihnen erklärte, wie ein gutes Stück dieser Art herzustellen sei. Er sagte, daß man nur einen Wurzelstrunk verwenden dürfe, da gewöhnliche Äste zu leicht brächen, besonders die des Holzapfelbaums. Die Keule müsse man mit Schmalz einschmieren und dann einwickeln und in einem Misthaufen vergraben, bis sie geradegebogen sei; hernach müsse man sie mit Graphit und Fett polieren. Er zeigte ihnen das Loch, wo das Blei hineingegossen wurde, und die Nägel am Kopf und die Kerben in der Nähe des Griffs, womit man die Anzahl erbeuteter Skalps markierte. Dann küßte er den Knüttel ehrerbietig und verbarg ihn mit einem tiefen Seufzer unter seinem Gewand. - T.H. White, Der König auf Camelot. Stuttgart 1978 (zuerst 1976)

Heiliger (2)  Sankt Gangulf könnte der Patron der Winde sein, der von einem Priester, der mit seinem Weibe Umgang pflegte, erschlagen wurde unter Pipin und nun im Grabe Wunder tat. Das freche Weib wollte dies nicht glauben: „Er tut so wenig Wunder, als mein A ... singt", und siehe! ihr Liebwertester sang, und solange sie lebte, sang er am Jahrestage Sankt Gangulfs, und jedes Wort, das sie sprach, begleitete ihr Hintern mit seinem unharmonischen Accompagnement. - (kjw)

Heiligkeit Verwandlung

 

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