Heilige machen  Die geistlichen Herren wußten kein Mittel, den Prozeß der Heiligsprechung einzuleiten. Etwas Banales stand dem im Wege: Dorothea lebte. Und trotz der vielen Strapazen ihrer Pilgerreise, trotz auszehrender Bußübungen, Schüttelekstasen, sonstiger Absenzen und Migränen bei anhaltender Schlaflosigkeit, schien sie bei Gesundheit zu sein: Ihr häufiges Nasenbluten schwäche nicht, reinige offenbar ihre Körpersäfte.

Als Walrabe kaum verschlüsselt anbot, das notwendige, weil dem Ordensland nützliche Ableben der Dorothea, womöglich mit dominikanischer Hilfe, zu fördern, gelang es dem Mönch Nikolaus, entrüstet zu sein: So nicht! Daran auch nur zu denken verbiete sich. Allenfalls könne man erwägen, Dorothea auf Pilgerreise nach Rom zu schicken. Dort sei, wenn man sich erinnern wolle, die schwedische Birgitta zu Tode gekommen und prompt heiliggesprochen worden. Der mit Märtyrerblut gesättigte Boden der Ewigen Stadt und auch das Klima dort seien geeignet. Außerdem stimme es die päpstliche kanonische Kommission in der Regel günstig, wenn zukünftige Heilige den Ort ihrer letzten Zeitweil so demütig wählten. Man müsse allerdings ein Jubeljahr abwarten.  - (but)

 

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