Heidelbeeren   Wenn ich manchmal der menschlichen Gesellschaft und ihres Gespräches überdrüssig war und meine Freunde alle abgenutzt hatte, dann zog ich noch weiter westwärts, als ich wohnte, zu noch weniger besuchten Stellen des Stadtgebietes, ›nach neuen Wäldern und frischen Weiden‹, oder verspeiste bei Sonnenuntergang auf dem Fair-Haven-Hügel mein Abendessen aus Heidelbeeren und Blaubeeren und legte mir zugleich einen Vorrat für mehrere Tage zurück. Die Beeren schenken ihr Aroma weder dem, der sie kauft, noch dem, der sie für den Markt sammelt. Es gibt nur einen Weg, es zu gewinnen; die wenigsten schlagen ihn aber ein. Wer wissen will, wie Heidelbeeren schmecken, der muß den Kuhhirten oder das Rebhuhn fragen. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, daß Leute, die nie Heidelbeeren pflückten, wissen, wie Heidelbeeren schmecken. Noch nie ist eine Heidelbeere nach Boston gelangt; man kennt sie dort nicht, wie lang sie auch schon auf seinen Hügeln wächst. Der ambrosische, wesentlichste Teil der Frucht geht verloren samt dem Duft, der sich im Marktkafren abreibt; sie wird zum bloßen Futter. Solang die ewige Gerechtigkeit regiert, kann keine einzige unschuldige Heidelbeere von den Hügeln des Landes in die Stadt gebracht werden. - Henry David Thoreau, Walden oder Leben in den Wäldern. Zürich 1979 (zuerst 1854)
 
 

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