Lachen tut man im Heibranenlande längst nicht mehr.
Nur ein paar alte Graubärte erinnern sich dunkel, daß sie in ihrer Jugendzeit mal einen Heibranen lachen hörten - das soll sehr merkwürdig geklungen haben; nachmachen können's die alten nicht.
Es zieht nichts mehr im Heibranenlande.
Und das macht die Gemüter immer ernster.
Traurig und finster wandeln alle Heibranen umher und lachen nicht mehr.
Man ist im Heibranenlande nicht zum Scherzen aufgelegt.
Einst vor tausend Jahren lachte im Heibranenlande alles.
Da war's sehr lustig.
Aber man war unmäßig in der Lustigkeit. Und darum ist es jetzt vorbei mit der Lustigkeit.
Glücklich sind nur diejenigen Völker, die sich vor der Unmäßigkeit hüten - und gerade im Lachen soll man sehr mäßig sein.
Die Völker, die das Lachen nicht verlernen wollen, sollen sich deshalb
Mühe geben, ihre öffentlichen Einrichtungen so zu gestalten, daß diese
nicht den Menschen Veranlassung zum Gelächter geben; mindestens neunzig
Prozent aller öffentlichen Einrichtungen sollten so sein, daß sie nicht
zum Lachen herausfordern. - Paul Scheerbart,
Gesammelte Werke Bd. 10.1. Bellheim 1995 (zuerst 1905)
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