Husarbeit  Am Morgen saß er innerlich über jede Arbeit hinter ihm zu Gericht und hörte — er schrieb dabei immer fort, aber schlechter - eine nach der andern ab, ob sie den Freipaß der Notwendigkeit bei sich habe. Der schreibende Dulder nahm manches auf die leichte Achsel; aber als Wendeline in der Schlafkammer mit einem langen Besen das Bettstroh unter den grüngefärbten Ehe-Torus trieb: so wurde dieses Kreuz seinen Schultern zu schwer. Dazu kam, daß er vorgestern in den alten Ephemeriden der Naturforscher gelesen, daß der Theolog Joh. Pechmann keinen Besen hören können — daß ihm das Rauschen desselben halb die Luft versetzet und daß er vor einem Gassenkehrer, der ihm bloß auf stieß, davongelaufen; eine solche Lektüre ließ ihn wider seinen Willen für einen ähnlichen Fall aufmerksamer und intoleranter zurück. Er rief, ohne aufzustehen, der Haus-Kehrerin in die Kammer hinaus: »Lenette, strähle und striegele jetzo nicht mit deinem Besen — er lasset mich nicht denken - Es war einmal ein alter Pfarrer Pechmann, der lieber zum Wiener Gassenkehren sich hätte verdammen lassen, als daß er es angehöret hätte, ja dem der Staupenschlag damit wäre erwünschter gewesen als der verdammte Ton, wie ein Besen wetzt und schleift. Und ich soll noch dazu neben dem Hausbesen einen vernünftigen Gedanken haben, der vor Buchdrucker und Buchsetzer kommen soll: das beherzige nur!«

Lenette tat jetzo, was jede gute Frau und ihr Schoßhund getan hätte: sie wurde stufenweise still. Ja sie dankte endlich gar den Besen ab und schob, als der Gatte so laut schrieb, als sie kehrte, bloß mit dem Borstwisch leise drei Strohähren und einige Flaum-Federspulen unter die Bettlade. Der Redakteur der Auswahl aus des Teufels Papieren vernahm drinnen zum Glücke wider Verhoffen das Schieben: er stand auf und begab sich unter die Kammerpforte und sprach hinein: »Teuerste, die Höllenpein ist wohl dieselbe, sobald ichs vernehme - Ja wedel das unglückliche Kehricht mit Pfauenschwänzen und Weihwedeln unters Bettbrett, schnaub es mit einem Blasbalg hinter den Topf hinunter: ich und mein Buch drinnen baden es aus und verkrüppeln notwendig.« — Sie versetzte: »Ich bin ohnehin fertig.«   - Jean Paul, Siebenkäs

 

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