auchseele Herr
Tschen erkundigte sich bei ihr, wie sie zu ihrem Geisterdasein
gekommen sei, und erhielt zur Antwort: «Ich stamme aus Pu-tián in der Provinz
Fukien. Unter der vergangenen Dynastie Ming während der Regierungsperiode ‹Erhabener
Segen› war mein Vater Beamter am staatlichen Tresor in der Präfekturstadt Djiang-ning.
Wegen eines Fehlbetrags wurde er ins Gefängnis geworfen. Zusammen mit meinem
Vetter habe ich mich nach Kräften bemüht, dem Vater zu helfen, und während eines
halben Jahres bei meinem Vetter geschlafen, ohne daß es zu irgendeiner unerlaubten
Liebe kam. Als mein Vater aus dem Gefängnis kam, wollte er das nicht glauben.
Da habe ich mich erhängt, um zu zeigen, daß ich frei
von Schuld war. Wegen dieser Charakterstärke hat
meine Hauchseele sich nicht verflüchtigt.» - Aus:
Die Goldene Truhe. Chinesische Novellen aus zwei Jahrtausenden. München 1961
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