Handelsvertreter  Der extravagante, charismatische Jakub Leijbowicz Frank oder Jacob Leib Frank, (geb. 1726 in Korolowka, Podolien, gest. am 10. Dez. 1791 in Offenbach) war ein leidenschaftlicher Gegner der Rabbiner und Talrnudisten und bedauerte öffentlich, dass die Juden ihre heiligen Bücher und die Gelehrsamkeit so liebten. Die Juden sollten Krieger werden, rief er, und Israel ein militärisches Volk. »Die Wiederauferstehung erfolgt durch das Schwert.« So weit, so gut. Aber Frank, ein reisender Handelsvertreter, war ein sinnlicher Mensch. In Bukarest und Saloniki lernte er den Sabbatianismus kennen, und als er 1755 nach Polen zurückkehrte, erklärte er sich zum Messias. Er sei der wiedergeborene Sabbatai Zwi. Zugleich verkündete er eine völlig neuartige Heilslehre: Die Erlösung sollte durch ein unkeusches Leben erlangt werden. Die Straße zum Himmel führte durch das Boudoir. Seine Gottesdienste trugen deshalb häufig den Charakter von Orgien.

Das Personal der himmlischen Dreieinigkeit rearrangierte er etwas, so dass sie auch ihn mit umfasste. Die Spenden seiner leichtgläubigen Anhänger ermöglichten ihm ein höchst glanzvolles Leben. Die Rabbiner verdammten ihn wegen seines unzüchtigen Lebens, von der Blasphemie und Häresie ganz zu schweigen. Frank rächte sich, indem er gegen die Schriftgelehrten den alten Vorwurf des Ritualmords erhob. 1758 ließ er sich einen Schutzbrief des Königs von Polen ausstellen, trat am 25. Nov. 1759 mit seinen Anhängern zum Christentum über, ließ sich aber weiter als Messias verehren. Bald hatte die Kirche von ihm genug und ließ ihn einsperren. Dreizehn Jahre später wurde Polen geteilt und Frank wurde von den Russen auf freien Fuß gesetzt. Er ging nach Brünn, ließ sich am Wiener Hof als Prediger feiern und war ein großer gesellschaftlicher Erfolg. Abermals deckten ihn seine Anhänger mit Geldspenden ein, so dass er mit einer Leibgarde auf prächtigen Pferden herumreiten konnte. Seine Männer trugen Ulanenuniformen, und die Fähnchen an ihren Lanzen waren mit mystischen Symbolen bestickt. 1786 setzte er sich nach Offenbach ab, kaufte ein stattliches Schlösschen und nannte sich fortan »Baron«.

Nach seinem eher unmessianischen Tod im Jahre 1791 setzte seine energische Tochter Eva das Geschäft mit der Sekte fort. Sie war als die »Heilige Dame« bekannt und offenbar ebenso lustorientiert wie ihr Vater. Aber ihre Mischung aus Hokuspokus und Sex kam gut an. Sie war damit genauso erfolgreich wie ehedem die Kaiserin Theodosia von Byzanz.    - (ji)

 

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