andel   Der ganze Flor der Schiffarth richtet sich nach dem anwachsenden Commercio einer Stadt, und nach den glücklichen Friedenszeiten; es wäre denn, daß einer durch die Caperey oder Seeräuberey seinen Profit zu suchen gewohnet wäre, der wird freylich den Krieg dem Frieden weit vorziehen. Es richtet sich auch nach den Capitalien der Einwohner und Liebhaber der Handlung, die gemeiniglich zur Winters und Kriegeszeit darnieder lieget, es sey gleich, daß diese letztere nahe an einer solchen Handelsstadt, und in ihren Gewässer, oder auch in den Provinzen und Ländern graßiren, wo solcher Leute ihre meiste Handlung hingehet. Also musten die Lübecker ihre schöne, herrliche und wohl gebauete Capitalschiffe, so bald als Narva an die Moscowiter überging, und Churland und Liefland von den schwedischen und moscowitischen Kriegstroublen beängstiget wurde, zu Hause bleiben, und an dem Wall liegen, weil in gedachten Provinzen, wohin sonst ihr meister Handel in der Ostsee gewesen, die Commercien stille und ruiniret lagen. Oft schlägt auch der erlittene Seeschaden die Gemüther nieder, daß sie nicht Lust haben ferner zu wagen. Oder die Capitalia werden sicherer gehalten, wenn man sie im Kasten oder in liegenden Gründen, auf Zinse liegend hat, als daß man solche dem wütenden Elemente des Wassers anvertrauen solte. Solche Vorsichtigkeit ist wohl zu loben; Es kan aber dabey Maaß in allen Dingen gehalten werden, also daß man nicht zu verzagt und auch nicht zu verwegen sey. Von beyden erfordert die Handlung, wenn sie glücklich gehen soll, eine gebührende Untermengung. - Aus: Glossar Vom Seewesen im 18. Jahrhundert, nach Zedlers Universal-Lexicon, 1732-1750. In: Lebensbeschreibung des Seefahrers, Patrioten und Sklavenhändlers Joachim Nettelbeck, von ihm selbst aufgezeichnet. Nördlingen 1987 (Die Andere Bibliothek 35, zuerst 1825)

Handel (2) Der Handel ist in seinem Wesen teuflisch. Der Handel ist Rückerstattung von Geborgtem, ein Borg, unter welchem man versteht: Gib mir mehr zurück, als ich Dir gebe.

Der Geist eines jeden Kaufmanns ist durch und durch verseucht.

Der Handel ist natürlich, folglich ist er schändlich.

Der am wenigsten schändliche von allen Kaufleuten ist derjenige, welcher sagt: »Seien wir tugendhaft, um viel mehr Geld zu verdienen als die Dummen, die lasterhaft sind.«

Für den Kaufmann ist sogar die Anständigkeit eine Spekulation auf Gewinn.

Der Handel ist teuflisch, weil er eine der Erscheinungsformen des Egoismus ist, noch dazu die niedrigste, die gemeinste. - (cb)

 

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