ahnengespräch
Fifiots Abendunterhaltungen. - Während des Abendessens hört Fifiot,
auch wenn er schon gesättigt ist, nicht auf, mich an meinem Hausrock zu zupfen.
Ich lasse mich erweichen. Zuletzt aber ist er der Besiegte. Vollgemästet, das
Kehlgebräme so geschwollen, daß er jenen Chimären
gleicht, die mit Brüsten ausgestattet sind, ist er
unter der Last seiner zweideutigen und üppigen Vorwölbung zu meinen Füßen niedergesunken
und blickt ein wenig verstört wie trunken vor sich hin. Diesen Augenblick benutze
ich, um mit ihm zu reden, in süß vertraulichem Geschwätz und mit schmeichelndem
Liebesflüstern, all jene Kosenamen einmengend, die mir seine Weiße eingibt,
unter sorgfältiger Vermeidung derer, bei denen Elise ihn ruft. Ich nenne ihn
»Weißling«, »Schneeweißchen« oder »Lilienweiß«, und bei jeder dieser Benennungen
neigt er ein wenig, um unter dem Lauschen mich anzusehen, sein schöngefbrmtes
Haupt, das von seinem mächtigen Kronschmuck niedergezogen sich vorbeugt. Nach
und nach Feuer fangend, stößt er, gleichsam als Antwort auf jede Anrufung meiner
Litanei, einen Laut aus, der bald nur ein Zeichen der Zustimmung oder Freudigkeit
sein will, bald begeisterter Beifall oder Danksagung, bis zu dem Augenblick,
wo ich das Spiel aufgebe. Nun aber, der eigenen Eingebung überlassen, erhebt
seine kleine Stimme sich von selbst zur Höhe eines Gesangs, der aus drei, sechs,
zehn Noten besteht, desto länger erschallend, je mehr ich ihm schön getan hatte.
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Marcel Jouhandeau, Das Leben und Sterben eines Hahns. Tiergeschichten. Stuttgart
1984 (zuerst 1947)
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