Dände, stummelige   Red fühlte, wie sich eine eigenartige und garstige Unwirklichkeit über ihn stahl. Die Ginflaschc sah unwirklich aus. Der Teppich sah unwirklich aus. Der niedrige Korbsessel mit seinen geblümten Kissen, wo er gerade noch Sally auf dem Schofl gehalten hatte, sah am unwirklichsten aus. »Was sagste da?« Seine eigenen Worte erschienen jetzt unwirklich, sobald sie seinen Mund verließen.

»Ein aufgeschwollener Kapitalist wie er, was uns arme Hunde ausbeutet, sollte leckidiert werden.« Unzweifelhaft hatte das eben Mr. Toller gesagt, und Red erkannte seinen eigenen Redncraus-druck »liquidiert«, dessen Bedeutung - denn der Begriff war aus Bristol zu ihm gelangt - ihm stets ein Rätsel war, obgleich ihn dies nicht daran gehindert hatte, ihn in seinen Reden zu verwenden.

»Ein Haaristaukrat wie er sollte leckidiert werden!« wiederholte Mr. Toller, und Reds Unbehagen wurde noch vermehrt durch die Art, wie der Mund des Mannes sabbelte, als die Worte aus seiner Kehle drangen.

»Du bist besoffen... das biste... zu besoffen, daß de deinen eignen Namen noch weißt... und bloß weil ich keene Lust hab, dieses stille Haus aufzuschrecken. ..«

»Leckidiert ist, ihm eins über seinen dämlichen Schädel zu ziehen, sag ich dir... auf seinen Schädel zu schlagen, bis sein dämliches Hirn raus ist!«

Es waren nicht allein die Worte, sondern ein sie begleitendes galvanisches Zucken in Mr. Tollers Händen, was Red sich allmählich in der Magengrube unwohl fühlen ließ. Unversehens faszinierten ihn Mr. Tollcrs Hände. Als er sich diese Hände ansah, bemerkte er, daß sie nicht nur kurz und stummelig waren, sondern - und darin waren sie ganz anders als die meisten stummeligen Hände - daß es Hände waren, die an den Fingerkuppen spitz zuliefen und sich nach oben biegen konnten. Wie geduldig, harmlos und beruhigend die meisten menschlichen Hände doch sind! Aber Red erkannte jetzt, daß Mr. Tollers Hände weit verstören-der waren als irgendeine Regung in seinen Gesichtszügen.

In jedem Verstand hausen abscheuliche Gedanken. Wir sind alle potentielle Mörder. Doch irgend etwas - ein Gefühl, eine Willensregung, ein Skrupel, ein Grundsatz - mischt sich ein, und wir können nicht ausführen, was wir denken! Doch am Aussehen von Mr. Tollers Händen war etwas, das wie der Mordschrei in der Nacht erschien, wie die Unterseite von Brücken, wie Gebüsch in Öffentlichen Anlagen, wie blechgedeckte Schuppen in der Nähe von Irrenanstalten, wie Gaswerke neben fauligen Kanälen, etwas, das einem die Haare zu Berge stehen ließ, das das ursprüngliche Schicksal zerbrach und dafür ein ungeheures, fürchterliches Chaos einsetzte... tiefe schwarze Löcher... baumelnde Seile... das ausweglose Dilemma des unzerstörbaren Leichnams... das Entsetzen eines Geheimnisses, das nur einer weiß . . .

Red sah auf einmal diese Hände von Dorschflosse an der Kehle des Lebens, an der Kehle jenes Lebens, welches den lieblichen Körper von Sally Jones mit einschloß ...   - (cowp)

Hand

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