Dände, eingeschlafene   Wie befiehlt man seinen eigenen Händen? Das Reißen an den Flügeln hatte eben die ganze Zeit an den Steuerdrähten gezerrt und das Steuerrad wild ausschlagen lassen. Eine Dreiviertelstunde habe ich es krampfhaft festgehalten, um diese Stöße auszugleichen, von denen ich fürchten mußte, daß sie die Drahtseile sprengten. Ich habe zu krampfhaft gehalten, und meine Hände haben jedes Gefühl verloren. Das ist eine Entdeckung! Meine Hände sind die Hände eines Fremden. Ich sehe sie an und bewege einen Finger; er gehorcht. Wenn ich aber wegsehe und meinem Finger den gleichen Befehl gebe, vermag ich nicht zu sagen, ob er gehorcht hat; er meldet sich nicht mehr. Wie soll ich noch wissen, ob meine ganze Hand sich Öffnet ? Ich sehe schnell hin. Beide Hände sind geschlossen geblieben. Aber ich habe Angst gehabt.

Wie soll man die Tatsache, daß eine Hand sich öffnet, von dem Entschluß, sie zu öffnen, unterscheiden, wenn der Austausch zwischen Hand und Hirn nicht mehr arbeitet ? Vorstellung und Ausführung einer Handlung verwirren sich. Fort darum mit der Vorstellung von Händen, die sich öffnen! Die Hände leben für sich, ich darf sie nicht in diese entsetzliche Versuchung führen. Ich versenke mich in die krankhafte, törichte, tolle Litanei, ich bete sie vor mich hin bis zum Ende des Fluges; nur ein Gedanke, nur eine Vorstellung, nur ein Satz, den ich ununterbrochen ableiere: „Meine Hände halten fest, halten fest, halten fest, meine Hände halten fest,"

Ich lebe nur noch in diesem Satz, es gibt kein weißschäumendes Meer draußen, keine Wirbel, keine zackigen Berge. Es gibt nur Hände, die festhalten. Gefahr gibt es keine und keinen Wirbelsturm. Es gibt nur irgendwo zwei Kautschukhände, die sich ein Steuerrad nicht entgleiten lassen dürfen.  - Antoine de Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne. Düsseldorf 1976 (zuerst 1939)

Hand

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