ackfleisch Critch trat hinaus auf die offene Plattform des Eisenbahnwaggons und wartete dort auf die Soldatenbraut. Sie hatte (welch Wunder!) bei der Toilette haltmachen müssen, bevor sie sich ihm anschließen konnte, und so hatte er etwas Zeit, sich für das zu wappnen, was er tun mußte, falls ihr Verhalten dies erforderte - konnte sich die Schlußszene in einem Drama über Raub und Vergewaltigung bildlich vorstellen.
Sollte die kleine Lady nur bockig werden, und er würde sie von der Plattform schubsen. Sie genau zwischen die beiden Waggons, zwischen die mahlenden Räder des Zuges schicken. Dahinter kamen weitere sieben Waggons. Wenn die mit ihr fertig waren, blieb nur noch Hackfleisch übrig. Ein Nichts, das noch weniger als Nichts werden würde, wenn mit Tagesanbruch die Kojoten und Bussarde kämen.
Leise kichernd steckte sich Critch einen Stumpen an, während er daran dachte, wie Ray ihn loben würde, wäre er noch am Leben. Oh, Ray hätte dies gebührend zu würdigen gewußt. Mit einer kleinen Einschränkung vielleicht.
Das Auge stets aufs Ziel gerichtet, mein Junge. Auf den lebenswichtigen Punkt. Welcher sich, wie ich hinzufügen möchte, niemals im Unterleib befindet. Es sei denn - ha-ha -, du bist weit besser bestückt als ich.
Ah, Ray, Ray! Doch für jede Regel gab es eine Ausnahme, und manchmal übertrumpfte ein Mündel seinen Meister.
Das Geld befand sich unter ihrer Kleidung - wie sonst also, wenn nicht unter
dem Vorwand der Liebe, sollte er rankommen? - (
thom2
)
Hackfleisch (2) Wenn
Stanley morgens das Haus verließ, trug er eine Anglermützc mit langem, grünem
Schirm. Er hatte stets einen Spazierstock bei
sich, auch wenn er eigentlich keinen brauchte. Die Mütze trug er, weil er eine
Glatze hatte und weil er keinen Sonnenbrand auf dem Schädel bekommen wollte;
den Stock indes hatte er, um sich der Hunde zu erwehren. Der knorrige Holzstock
hatte eine Gummispitze und einen Messingknauf, der wie ein Hundekopf geformt
war. Der Knauf ließ sich abschrauben, und Stanley bewahrte ein Glasröhrchen
mit einem Dutzend Zyanidtablettcn verbot gen im ausgehöhlten Schaft des hölzernen
Spazicrstocks auf. Stanley hatte diese Zyanidtabletten im Lacklager bei Ford
entwendet, weil er fand, daß sie sich dazu eigneten, in Hamtramck und später
in Florida bösartige Hunde zu vergiften. Stanley hatte Angst vor Hunden. Als
Junge war er von einem roten Chow-Chow in Detroit böse zugerichtet worden, und
er hatte nicht die Absicht, sich noch einmal beißen zu lassen. Im Laufe der
letzten drei Jahre hatte er drei Tabletten dazu benutzt, in seiner Nachbarschaft
in Ocean Pines Terraces Hunde zu vergiften, und er war bereit, wieder einen
zu vergiften, wenn sich die Gelegenheit ergab. Stanley hatte eine narrensichere
Methode. Er formte sich einen Hackfleischball von etwa drei bis vier Zentimeter
Durchmesser mit der Zyanidpille in der Mitte. Dann wälzte er diesen Ball in
Salz und steckte ihn in einen Plastikbeutel. Wenn er beim Spazierengehen an
dein Haus vorbeikam, in dem der Zielhund lebte, warf er das Hackflcischbällchen
unter der Hand auf den Rasen oder er ließ es neben einer Hecke oder einem Baum
fallen und ging weiter den Gehweg entlang. Wenn der Hund im Garten frei herumlief,
witterte er die Fleischkugcl unweigerlich, er schnüffelte ein oder zweimal an
dem Salz und verschlang den tödlichen Brocken. Dank Stanleys Fähigkeiten hatte
die Nachbarschaft einen Boxer, einen Dobermann und einen Pekinesen zu betrauern.
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Charles Willeford, Seitenhieb. Reinbek bei Hamburg 1996
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