aarnadel  Sie sagte: siehst du diese goldene Haarnadel? Ja, siehst du, wie hübsch sie ist, wie sie glänzt? Nun, du kannst sie haben, ich schenke sie dir, komm nur, komm und hole sie dir. Und als ich die Hand ausstreckte, um die Haarnadel zu nehmen, zog sie diese plötzlich zurück und sagte ganz laut: aber vorher muß ich sie dir hineinstecken, hier in dein Bäuchlein; ich muß das unbedingt; wohin gehst du denn?, komm her, komm doch, mein Liebling, lauf nicht weg, denkst du, ich will dich wirklich umbringen? Komm, mein Herzchen, das ist doch nur ein Augenblick, ein winziger Augenblick; willst du denn nicht, auch nicht deiner Mama zuliebe? Und einmal hob sie mir vorn das Kleidchen hoch und stach sie mir hinein, wie sie gesagt hatte, allerdings nur die Spitze; und als ich dann schrie, brach sie in Tränen aus, umarmte mich, leckte mir das Blut ab und rief: du mein Einziges, mein Alles, jetzt habe ich dir weh getan, mein Kind, nicht wahr? Aber sei mir jetzt nicht mehr böse, ich will es nicht wieder tun, das nächste Mal mache ich's dir hier an der Seite, da tut es überhaupt nicht weh. - Tommaso Landolfi, Herbsterzählung. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1975)
 
 

Nadel

 

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