So
muß man die Sache ansehen, und es ist ein unnützes, selbst verkehrtes
Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben
außer acht zu lassen.
- Clausewitz, Vom Kriege
Gutmütigkeit (2)
So tun, als ob nix war. Den gutmütigen Kameraden
spielen. Die halten dich für einen auskömmlichen Kerl, meinen aber, daß du ein
bißchen verschroben bist, womit sie wahrscheinlich recht haben. Und er überlegte,
weshalb sie - also Augustin, der Mechaniker, der Bauernsohn Stadler, der Bauernknecht
Prinz, der reiche Brummer aus der Holledau, der viele Felder, Äcker, Haus und
Hof, Vieh und was dazugehörte, erben würde und sich ausrechnete, wieviel zusammenkam,
wenn er nach dem Krieg die Maria vom Nachbarhof nahm, dazu Alois Kecht, ein
Zimmermann aus Ruhpolding, der immer alles bereit hatte, was vonnöten war, also
beispielsweise eine Bürste zum Einfetten der Stiefel: weshalb also die alle
dachten, daß Rapp Eugen zwar ein verträglicher, aber befremdlicher Bursche sei.
Für die war es nur ein Gefühl. Und er wunderte sich wie schon oft darüber, daß
er sich nirgends recht zu Hause fühlte, doch wer fühlte sich im Kriege schon
zu Hause; und es könnte möglich sein, daß du sogar in Stuttgart und in München
nicht daheim bist, sozusagen ... - Hermann Lenz, Neue Zeit. Frankfurt
am Main 1979 (st 505, zuerst 1975)
Gutmütigkeit (3)
»Ihr Bestien wollt glücklich sein?« sagte mir einmal Heidenreich
in der Hitze des Streits; »Ihr sollt nicht glücklich sein, Ihr sollt gut sein!«
Er war freilich nicht glücklich; das schien mir aber daher zu kommen, weil er
auch nicht sonderlich gut war. Wer stets der Ball grober abwechselnder Leidenschaften
ist, kann im strengern Sinne doch wol schwerlich für gut gelten und muß zufrieden
sein, wenn man ihn nur unter die Gutmüthigen zählt. -
(seume)
Gutmütigkeit (4)
Die Gutmütigkeit In diesem Bild liegt weder Festigkeit noch Härte. Vielmehr ist alles weich und mild abgetönt; es liegt ein sanfter, samtartiger Ton in den Geweben, die sich entspannen und die Haut glatt werden lassen. Verständnisvoll, mitfühlend blickt das Auge, der Mund nimmt einen ganz weichen, den kindlich-freundlichen Zug an. Ein kleines, aufmunterndes Lächeln steht im Gesicht. Die Gestalt wirkt künstlich klein gemacht, Hals und Schultern sind eingezogen, auch Arme und Hände nehmen an dieser Pantomimik teil, und selbst das Haar legt sich weich, mild und freundlich an. Die Weichheit der Gewebe und der Haltung bekundet die Weichheit der Seele. Es ist der Aktuar, der kleine Beamte, der seine Vorgesetzten und seine Vorschriften hat, die er respektiert und gewissenhaft beachtet, und gegen die er nicht aufbegehrt, der aber gutmütig und hilfsbereit gegenüber dem Publikum ist, gute Ratschläge gibt und teilnahmsvoll auf seine Unbedeutendheit und die Übermacht seiner Vorschriften hinweist. |
- Physiognomik und Mimik. Analytische Gesichtsausdruckstudien
von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg
1964
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