utmütigkeit  Menschenfreundliche Seelen könnten sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschließt, so muß der, welcher sich dieser Gewalt rücksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich beide bis zum äußersten, ohne daß es andere Schranken gäbe als die der innewohnenden Gegengewichte.

So muß man die Sache ansehen, und es ist ein unnützes, selbst verkehrtes Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben außer acht zu lassen. - Clausewitz, Vom Kriege

Gutmütigkeit (2)   So tun, als ob nix war. Den gutmütigen Kameraden spielen. Die halten dich für einen auskömmlichen Kerl, meinen aber, daß du ein bißchen verschroben bist, womit sie wahrscheinlich recht haben. Und er überlegte, weshalb sie - also Augustin, der Mechaniker, der Bauernsohn Stadler, der Bauernknecht Prinz, der reiche Brummer aus der Holledau, der viele Felder, Äcker, Haus und Hof, Vieh und was dazugehörte, erben würde und sich ausrechnete, wieviel zusammenkam, wenn er nach dem Krieg die Maria vom Nachbarhof nahm, dazu Alois Kecht, ein Zimmermann aus Ruhpolding, der immer alles bereit hatte, was vonnöten war, also beispielsweise eine Bürste zum Einfetten der Stiefel: weshalb also die alle dachten, daß Rapp Eugen zwar ein verträglicher, aber befremdlicher Bursche sei. Für die war es nur ein Gefühl. Und er wunderte sich wie schon oft darüber, daß er sich nirgends recht zu Hause fühlte, doch wer fühlte sich im Kriege schon zu Hause; und es könnte möglich sein, daß du sogar in Stuttgart und in München nicht daheim bist, sozusagen ...  - Hermann Lenz, Neue Zeit. Frankfurt am Main 1979 (st 505, zuerst 1975)

Gutmütigkeit (3)  »Ihr Bestien wollt glücklich sein?« sagte mir einmal Heidenreich in der Hitze des Streits; »Ihr sollt nicht glücklich sein, Ihr sollt gut sein!« Er war freilich nicht glücklich; das schien mir aber daher zu kommen, weil er auch nicht sonderlich gut war. Wer stets der Ball grober abwechselnder Leidenschaften ist, kann im strengern Sinne doch wol schwerlich für gut gelten und muß zufrieden sein, wenn man ihn nur unter die Gutmüthigen zählt. - (seume)

Gutmütigkeit (4)  

Die Gutmütigkeit

In diesem Bild liegt weder Festigkeit noch Härte. Vielmehr ist alles weich und mild abgetönt; es liegt ein sanfter, samtartiger Ton in den Geweben, die sich entspannen und die Haut glatt werden lassen.

Verständnisvoll, mitfühlend blickt das Auge, der Mund nimmt einen ganz weichen, den kindlich-freundlichen Zug an. Ein kleines, aufmunterndes Lächeln steht im Gesicht. Die Gestalt wirkt künstlich klein gemacht, Hals und Schultern sind eingezogen, auch Arme und Hände nehmen an dieser Pantomimik teil, und selbst das Haar legt sich weich, mild und freundlich an. Die Weichheit der Gewebe und der Haltung bekundet die Weichheit der Seele.

Es ist der Aktuar, der kleine Beamte, der seine Vorgesetzten und seine Vorschriften hat, die er respektiert und gewissenhaft beachtet, und gegen die er nicht aufbegehrt, der aber gutmütig und hilfsbereit gegenüber dem Publikum ist, gute Ratschläge gibt und teilnahmsvoll auf seine Unbedeutendheit und die Übermacht seiner Vorschriften hinweist.

- Physiognomik und Mimik. Analytische Gesichtsausdruckstudien von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg 1964

Gemüt Kumpel
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Absichten, gute

Bosheit

Synonyme

Antonym