uineawurm Was Frair schließlich den Rest gibt, ist, daß er von dem Guineawurm Dracunculus medinensis befallen ist. Schmerzhaft, ekelerregend, aber normalerweise keine große Sache. Der Entdeckungsreisende selbst quält sich gerade durch seine zweite Infektion, und Martyn hat sich erst vor zwei Wochen so ein Vieh aus dem Bein gezogen. Für Frair jedoch ist der Gedanke an das blinde Wesen — diesen Wurm, der da in ihm lebt und gedeiht, sein Fleisch auffrißt, ihm ins Blut pißt und kackt — einfach unerträglich.
Am Vortag war ein Furunkel in seiner linken
Kniekehle aufgeplatzt; Mungo machte ihm mit einer Überdosis fou
etwas Mut, um dann die Wunde zu reinigen und zu behandeln. In der feuchten
Knospe der offenen Wunde, blaß wie Bauchfleisch, ringelte sich das hintere
Ende eines weiblichen Guineawurms und tat dort, was die Natur von ihm erwartete:
anschwellen, gebären und ausstoßen von Millionen winziger Larven ins Fruchtwasser
des Eiters. Mungo hielt den sichtbaren Teil des Parasiten behutsam fest
und wand ihn um ein Stöckchen; dann bückte er sich, um sich die Hände im
Fluß zu waschen. Und das war's auch schon: er hatte getan, was er konnte,
Um Frairs mißlichen Zustand zu lindem. Weder entfernen noch töten konnte
er den Wurm, dessen etwa ein Meter langer Körper tief im Bindegewebe von
Frairs Unterschenkel eingebettet war, eng zusammengerollt wie Garn auf
einer Spule. Ganz langsam, Stuck für Stück, mußte man ihn herausziehen,
indem man ihn auf das Holz aufrollte, drei bis fünf Zentimeter pro Tag.
Falls er aber riß und im Bein abstarb, würde er unwiederbringlich dort
verfaulen, und das Gangrän
würde Frair umbringen. - T. Coraghessan
Boyle, Wassermusik. Reinbek bei Hamburg 1990
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