uckloch  K. beugte sich weit über den Schenktisch, um nochmals Friedas Blick fest auf sich zu ziehen. Sie aber hielt ihn gesenkt und sagte leise: »Wollen Sie Herrn Klamm sehen?« K. bat darum. Sie zeigte auf eine Tür gleich links neben sich. »Hier ist ein kleines Guckloch, hier können Sie durchsehen.« - »Und die Leute hier?« fragte K. Sie warf die Unterlippe auf und zog K. mit einer ungemein weichen Hand zur Tür. Durch das kleine Guckloch, das offenbar zu Beobachtungszwecken gebohrt worden war, übersah er fast das ganze Nebenzimmer.

An einem Schreibtisch in der Mitte des Zimmers, in einem bequemen Rundlehnstuhl, saß, grell von einer vor ihm niederhängenden Glühlampe beleuchtet, Herr Klamm. Ein mittelgroßer, dicker, schwerfälliger Herr. Das Gesicht war noch glatt, aber die Wangen senkten sich doch schon mit dem Gewicht des Alters ein wenig hinab. Der schwarze Schnurrbart war lang ausgezogen. Ein schief aufgesetzter, spiegelnder Zwicker verdeckte die Augen. Wäre Herr Klamm völlig beim Tisch gesessen, hätte K. nur sein Profil gesehen; da ihm aber Klamm stark zugedreht war, sah er ihm voll ins Gesicht. Den linken Ellbogen hatte Klamm auf dem Tisch liegen, die rechte Hand, in der er eine Virginia hielt, ruhte auf dem Knie. Auf dem Tisch stand ein Bierglas; da die Randleiste des Tisches hoch war, konnte K. nicht genau sehen, ob dort irgendwelche Schriften lagen, es schien ihm aber, als wäre er leer. Der Sicherheit halber bat er Frieda, durch das Loch zu schauen und ihm darüber Auskunft zu geben. Da sie aber vor kurzem im Zimmer gewesen war, konnte sie K. ohne weiteres bestätigen, daü dort keine Schriften lagen. K. fragte Frieda, ob er schon weggehen müsse, sie aber sagte, er könne hindurchschauen, solange er Lust habe. - Franz Kafka, Das Schloß. Frankfurt am Main 1965 (zuerst ca. 1925)

Guckloch (2)  Meine winzige loge besaß für reiche gäste ein listig getarntes guckloch in der wand, durch das man mittels technisch-optischer manipulationen in das pralle vergnügen der künstlerinnengarderobe blicken konnte, ein umstand, dem ich verdanke, daß ich all das in ihr vorfallende, ohne lügen zu müssen, frei von der leber weg berichten kann. Verzeihung, wie meinen? Sie glauben mir nicht? Oh, ich lade sie für den nächsten Sonnabend ein mitzukommen, sie sind natürlich mein gast, nicht daß ich meine, sie hätten es nötig, freigehalten zu werden, aber ich trete hiemit meine beweise an, denn die szenen, die unglaublichen mysterien, an denen teilzuhaben ich das diabolische vergnügen hatte, wiederholen sich für den eingeweihten in puncto Troubadéro tag für tag; und wenn ich tag sage, so meine ich selbstredend nacht. - (dru)

Guckloch (3)  

 

Voyeur Loch

 

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