runewald
Die Wälder in der Wannsee-Gegend haben
einen eigenartigen Reiz. Die schnurgerade ausgerichteten Kiefernstämme,
die so rachitisch aussehen - sie sind nicht bestimmt, in die Höhe zu wachsen
und sich auszubreiten, wie wenigstens einmal im Dasein tief Atem zu holen -,
können einem außerordentlich auf die Nerven fallen.
Kein Unterholz, über dem Teppich von braunen Nadeln wölbt sich kein Dom.
Es hat nichts von einer ins Endlose verlaufenden Halle, Vorhof einer Ewigkeit,
eher wie der Bodenbelag einer Küche, in kurzbemessener Zweckmäßigkeit. Die Wannsee-Wälder
geben kaum Raum für allzu schweifende romantische Phantasie. Aber sie konzentrieren
die Gedanken nach innen, sie vermitteln preußische
Disziplin, karg, nüchtern und hart, der kategorische Imperativ. Wer sich sammeln
will, kann sehr gut damit in diesen Wäldern auskommen. Man spürt im Dahinschreiten,
wie man ständig angestoßen wird: Weiter; und Kopf hoch! vorwärts! Zeitweilig
ist dies sehr nützlich. Es bringt etwas hoch an innerer Spannung, was so lange
verschüttet war und, wenn ich das so ausdrücken darf, ein wenig von neuem Zutrauen
und Glück. - Franz Jung, Der Weg nach
unten. Aufzeichnungen aus einer großen Zeit. Salzhausen 1979 (zuerst 1961)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |