Grundnahrungsmittel  In Spanien, Italien, Afrika lebt man hauptsächlich von Knollenfrüchten, rohem Kraut, Kamelmilch, und kein Einheimischer hat die Verdauungsprobleme, die bei einem Fremden mit Sicherheit auftreten würden. Nach Humfrey Llwyds schöner Epistel an Abraham Ortelius ernähren sich die Waliser - und der Verfasser zählt selbst dazu - hauptsächlich von Geflügel, in Holland sind Fisch, Wurzelgemüse und Butter Grundnahrungsmittel, und in Griechenland zieht man, wie Bellonius berichtet, bis zum heutigen Tag Fisch jedem anderen Fleisch vor. Nach Polydore Virgil verzehren wir wie alle nördlichen Völker viel Fleisch, und die südliche Ernährungsweise würde uns ebenso schlecht bekommen wie den Mittelmeervölkern unsere Küche. Wir trinken Bier, sie Wein, sie benutzen Öl, wir Butter; im Norden wird üppiger gegessen, im südlichen Klima mäßiger. Und doch sind beide Gruppen jeweils mit ihren eigenen Sitten und Gebräuchen bestens zufrieden. Als ein Äthiopier einst einen Europäer Brot verzehren sah, wunderte er sich darüber, wie ein Mensch solche Speise zu sich nehmen könne. Denn die Ernährungsgewohnheiten unterschieden sich so, daß er meinte, wer so etwas esse, der könne es auch gleich mit Schierlingsblättern, Eisenhut oder Nieswurz versuchen. Bis heute lebt das gemeine Volk in China ausschließlich von Knollenfrüchten und Kraut, und die Wohlhabendsten finden großen Gefallen an Pferde-, Esel-, Hunde- und Katzenfleisch. Das jedenfalls berichtet der Jesuit Matthäus Riccius, der viele Jahre unter Chinesen gelebt hat. Die Tartaren essen rohes Fleisch, normalerweise vom Pferd, und trinken wie die alten Nomaden geronnene Milch und Pferdeblut. Sie verspotten die Europäer, weil sie Brot verzehren, das sie Halmspitzen nennen, und auch die Pferdestücke, die sich für Männer nicht schicken. Und doch nennt sie Scaliger ein gesundes und geistreiches Volk, dessen Angehörige hundert Jahre alt werden. Sogar im zivilisiertesten Landesteil, den der Jesuit Benedikt bei seinen Reisen vom Hof des Großmoguls nach Peking kennenlernte, halten sie es nicht anders. Bei den Skandinaviern und auf den Shetland Inseln ersetzt getrockneter Fisch das tägliche Brot, wobei die Speisekarte nach isländischem Muster durch Butter und Käse ergänzt wird. Dort trinkt man nach Dithmarus Bleskenius Wasser und wohnt zu ebener Erde. In Amerika ist Wurzelbrei Brotersatz, und statt auf Fleisch greift man auf Palmkohl, Ananas, Kartoffeln und ähnliches zurück. Manche trinken ein Leben lang Salzwasser und essen rohes Fleisch oder Gras mit Genuß; andere fristen ihre Existenz mit Fisch, Schlangen und Spinnen, und an verschiedenen Orten verzehrt man - wie selbst Kaiser Montezuma - Menschenfleisch entweder gebraten oder roh. An einigen Küstenstrichen liefert derselbe Baum durch seine Kokosnüsse Speis und Trank, Feuermaterial, Öl, Essig und mit seinen Blättern Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Und obwohl dort die Menschen nackt herumlaufen und sich einfach ernähren, leben sie hundert Jahre und sind trotz eines Speiseplans, über den unsere Ärzte nur den Kopf schütteln könnten, selten oder nie krank. Die Westfalen essen hauptsächlich fettes Fleisch und einen Kohl, der enkelhoch wächst und den sie cerebrum Jovis, also Jupiterkopf, nennen. In den Niederlanden ißt man dazu Knollenfrüchte, in Italien Frösche und Schlangen.   - (bur)
 
 

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