robian Schon
in meiner Knabenzeit habe ich mich fürchterlich allein gefühlt, anders als die
andern, ohne daß ich weiß warum. Vielleicht weil meine Angehörigen arm waren,
oder weil ich nicht so zur Welt gekommen war wie die andern? Ich weiß es nicht,
ich erinnere mich nur, daß mir, als ich sechs oder sieben Jahre alt war, eine
meiner Tanten, sie war selber noch jung, den Spitznamen „der Alte" gab,
und daß alle meine Verwandten den Namen gelten ließen. Tatsächlich verbrachte
ich die meiste Zeit für mich, ernst und abweisend; ich sprach nur sehr wenig,
auch mit den ändern Knaben; Anstandsförmlichkeilen waren mir lästig, Liebenswürdigkeiten
ärgerten mich; statt mich mit meinen Alters-genossen in der schönsten Zeit auszutoben,
saß ich lieber allein im verborgensten Winkel unseres kleinen, armen, finstern
Hauses. Kurz, ich war das, was die Damen im Hut „ein unliebenswürdiges Kind"
nennen, und die Frauen ohne Hut einen „Grobian". - Giovanni
Papini, Ein fertiger Mensch. München 1925 (zuerst 1912)
Grobian (2)
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