Grenzbeamter   Ein Grenzbeamter in einer Uniform aus Menschenhaut... schwarze Lederjacke mit kariösen gelben Zähnen als Knöpfen; enganliegendes Hemd in indianischem Kupferrot; Hosen aus der schwach gebräunten Haut skandinavischer Jünglinge; Sandalen aus den schwieligen Fußsohlen eines jungen malaiischen Bauern; ein aschbraunes Halstuch, vorne zusammengeknotet und ins Hemd gesteckt. (Aschbraun ist eine Hautfarbe, die man bei manchen Kreuzungen von Negern mit Weißen antrifft— braune Haut mit Grau darunter. Die Kreuzung ist nicht ganz geglückt, und die Farben stoßen sich wie Öl und Wasser gegenseitig ab.)

Der Grenzer legt großen Wert auf seine äußere Erscheinung. Er hat nichts zu tun und gibt sein ganzes Gehalt für elegante Kleidung aus. Dreimal am Tag steht er vor einem riesigen Vergrößerungsspiegel und zieht sich um. Sein Gesicht entspricht der gängigen Vorstellung vom aalglatten gutaussehenden Südländer; bleistiftdünnes Schnurrbärtchen, kleine schwarze Augen, glitzernd und gierig und starr wie die eines Insekts.

Als ich die Grenze erreiche, stürzt er aufgeregt aus seiner casita. Um seinen Hals baumelt ein holzgerahmter Spiegel. Er versucht krampfhaft, den Spiegel vom Hals zu kriegen. Daß es jemand tatsächlich bis zur Grenze schafft, ist ihm noch nie vorgekommen... Inzwischen hat er den Spiegel vom Hals und sich dabei den Kehlkopf zerquetscht... Er hat seine Stimme verloren... Er macht den Mund auf, und man sieht, wie sich seine Zunge abquält. Das geleckte junge Gesicht und der offene Mund mit der zuckenden Zunge darin sind ein unglaublich gräßlicher Anblick. - (lun)

 

Beamter Grenze

 

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