- Hans Erich Nossack, Das Märchenbuch.
In: Ders., Die Erzählungen. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1946)
Greifen (2) Beim Ergreifen und anschließenden Halten und Betätigen etwa eines Werkzeuges kommt es nicht nur darauf an, daß genügend festgehalten wird. Die Hand hat bei solchen Verrichtungen nicht nur die Aufgabe des Haltens; sie muß zugleich auch als Wahrnehmungsorgan tätig sein. Durch Druck- und Gelenkempfindungen ergibt sich ein Eindruck über Bewegungsrichtung und Größe und über den Widerstand, der bei der Bewegungsdurchführung überwunden werden muß, sowie über seine Veränderungen (propriozeptive Reize). Das Auge hat bei dieser Kontrolle der Bewegung meist nur eine Hilfsfunktion.
Abb. 8
Links: Breitgriff, Mitte: Spitzgriff, Rechts
Daumengriff
Nach Baeyer, H. v., Der lebendige Arm. Jena 1930, Tafel
7 und 8
Bei der Abhängigkeit des Greifens vom notwendigen Griffdruck, von den Wahrnehmungsmöglichkeiten,
von der Art des zu ergreifenden Gegenstandes und der auszuführenden Bewegung
ergibt sich eine solche Vielzahl von möglichen Griffartcn, daß eine allen Variationen
gerecht werdende Klassifikation kaum möglich sein
wird. Nach Sauerbruch werden drei Grundtypen unterschieden der Breitgriff,
der Spitzgriff und der Daumengriff (Abb. 8 nach v. Baeyer). Der Breitgriff gestattet
die größte Kraft des Festhaltens, erlaubt aber Bewegungen nur in Hand-, Ellenbogen-
und Schultergelenk. Alle feineren Arten des Zugreifens erfolgen mit dem besonders
vielseitig variierbaren Spitzgriff, der auch das feinste Bewegungsspiel ermöglicht.
Beim Daumengriff kann der größte Druck auf eine kleine Fläche ausgeübt werden,
wie es etwa beim Schlüsseldrehen oder Nüsseknacken geschieht. - Nach:
Alexander Kluge, Die Patriotin. Texte/Bilder 1-6. Frankfurt
am Main 1979
Greifen (3)
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