Gral  Bei diesem wunderbaren Kelch soll es sich, wie Du weißt, um die ursprüngliche Schale handeln, die das Elixier des Lebens enthält und der Göttin Venus gehörte. Diese hat die magische Flüssigkeit angeblich getrunken, als sie mit Cupido schwanger war, worauf er in ihrem Leibe hüpfte, das Pneuma aufsaugte und ein Gott wurde. Die Geschichte erzählt, daß Venus den Kelch in ihren Wehen fallen ließ; er polterte zu Boden und verschwand dann in einer tiefen Höhle, dem Wohnsitz der Pferdegöttin Epona.

Viele tausend Jahre lang befand sich der Kelch im sicheren Schutz der Göttin, die bärtig und ein Zwitter gewesen sein soll. Ihr Name war Barbarus.

Vielleicht hast Du diese Geschichte schon früher gehört. Ich muß sagen, ich fand den Namen höchst bemerkenswert wegen naheliegender Assoziationen.

Die Göttin Barbarus wurde als Lebensspender oder als Urschoß verehrt, und ihre Priester sollen ausgewählte Zwitter gewesen sein.

Seth, der Sohn Noahs, war angeblich der erste, der zum Heiligtum dieser Göttin zog. Die Priester wurden ermordet, der Gral gestohlen, das Heiligtum entweiht: nach der Legende befand sich der Gral in der Hand des Stammes Seth und wurde während der Kreuzzüge von den Tempelrittern entwendet.

Später rankten sich um den Gral Legenden und seine Zauberkraft wurde irrtümlich christlichen Quellen zugeschrieben.   - (hoer)

Gral (2)

Gral (3)  Die Gegenwart des Grals an diesem Ort hat die Wirkung, tiefe Kanäle für das Liebesleben derjenigen zu graben, die den Boden hier berühren.

Alle Verliebten, die je diesen Ort besucht haben, werden sofort wissen, was damit gemeint ist. Niemand nähert sich diesen drei Hügeln Glastonburys ohne eine Verstärkung jedweder erotischen Erregung, deren er fähig ist, und ohne eine Vertiefung jedweder Rillen seiner sublimicrten Begierde, die in den Wirkungskreis seines Schicksals fällt.

Cordclia war eine echte Tochter Glastonburys, und der Zauber des Ortes, wie Mr. Evans in seiner ersten Manier stets erklärte, hatte die Macht, wie ein Aphrodisiakum von weit potenterer Kraft als die berühmten »Stranddisteln« der Chesil Beach zu wirken.

Der Gral von Glastonbury - und deshalb wollte Mr. Geard es mit völligem Recht zum Zentrum seines neuen frommen Kults machen - hatte gerade wegen seines zeitlosen Bezugs zum Urgrund die Besonderheit, menschliche Seelen anzuregen, ihren Liebestrieb auf ein einziges ideales Objekt zu konzentrieren, so wie Sam es bespielsweise getan hatte, indem er ein mittelalterlicher Liebhaber seines gemarterten Gottmenschen geworden war; während er andere, zu denen John Crow gehörte, dazu anregte, sich auf ein wirkliches menschliches Wesen zu konzentrieren.

Cordelia hingegen hatte den ganzen windigen November in einem Zustand solch stürmischer und schwelgerischer Erregung verlebt, daß zu bezweifeln ist, ob es während des gesamten Herbstes in der Grafschaft Somerset noch eine so von dem verschwenderischen Götterbalsam des Eros trunkene Frau wie sie gab.  - (cowp)

Gral (4)  Als die Vision auftauchte - und sie kam mitten in diese blutende Finsternis gesegelt, die Sams Bewußtsein war, alles heilend, alles ändernd -, sah er jede Einzelheit dessen, was er erblickte, mit einer Klarheit, die sich auf ewig seinem Gedächtnis cinbrannte. Er sah einen kugelförmigen Kelch mit zwei kreisrunden Griffen. Das Material, aus dem er gemacht war, war klarer als Kristall; darinnen war dunkles Wasser mit Blutspuren und im Wasser ein glänzender Fisch.  

Sams erster Gedanke war: »Das ist der Gral! Das ist der Gral! Er ist nach Glastonbury zurückgekehrt!« Sein zweiter Gedanke war: »Ich muß Vater und Nell davon erzählen.« Sein dritter Gedanke war realistischer und stimmte mit seinem tiefsten Sein so überein, daß die bloße Tatsache, daß er ihn gehabt hatte - als er sich an alles erinnerte -, dieser Vision das Siegel der Echtheit aufdrückte. Er dachte insgeheim: »Was ist das für ein Fisch? Es ist eine Schleie. Sicher ist es eine Schleie!«

So sehr drängte es ihn, sich vor dessen Verschwinden zu vergewissern, daß dieser Ichthus aus dem Absoluten auch das war, für was er ihn hielt, daß Sam sich sogar auf die Beine mühte und die Frage laut hinausrief: »Christus!« stöhnte er mit rauher, sonderbarer Stimme, die der eines Priesters glich, der von einem Schafott herabsprach, »ist es eine Schleie?«

Spreu, Schlamm und Steine hatten ihn in letzter Zeit in solche Verzückungen versetzt, daß es ihm in diesem Augenblick vollkommen natürlich erschien, Christus in Gestalt einer Schleie zu erblicken. Er hatte nichts von den Gralssagen gelesen; also war es kein undeutliches Wissen darum, daß alle erfolgreichen Gralssucher irgendeine entscheidende Frage riefen, was ihm diese Worte entrang.  - (cowp)

 

Kelch Reliquie

 

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