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Saint Germain der ältere, welcher auch unter dem Namen Belmar und Aymar
bekannt war, und von dessen Windbeuteleien das Memorial d'un Mondain
verdient nachgeschlagen zu werden, wird von unsrer Urschrift in einer Note in
folgenden Ausdrücken geschildert. ›Er ist vor einigen Jahren gestorben, und
so gut als vergessen. Er war ein Narr von der ernsthaften Gattung, hatte wenig
Witz und einige chymische Kenntnisse. Zu einem Scharlatan
fehlte ihm Unverschämtheit, zu einem Fanatiker
Beredsamkeit, auch mangelte ihm das Talent der Verführung, womit man Halbgelehrte
zur Bewunderung und Teilnehmung hinreißen kann. Bei seinem Aufenthalt in Chamberi
bot er seine alchymischen Kenntnisse dem Marquis Bellegarde an. Sie laborierten
und erzeugten eine Materie an Farbe und Schwere dem Golde gleich, der aber die
Duktilität dieses Metalls abging. Diese alchymischen Operationen gingen auf
einem Landgute des Marquis vor sich, wo in sieben Monaten der Graf drei Mädchen
zu Müttern machte. Auch ergaben sich Defekten in dem Silbergeschirr des Marquis,
aller Orten hatte der Graf Schulden gemacht, und man riet ihm, in der Stille
abzureisen. In Paris trat er mit einem berühmten Beutelschneider in Verbindung,
der weiland Spion des Marschall von Bellisle gewesen, hernach sich nach Bercy
zurückgezogen hatte, wo er auf einem lumpichten Rocke das Ludewigs-Kreuz, und
auf seinem Rücken als Handlanger bei Gebäuden Mörtel trug. Beide gaben sich
nun für Vitriol-Fabrikanten aus, um unter diesem Titel sich mit alchymischen
Arbeiten zu beschäftigen. Endlich wurden sie uneinig und prügelten
einander. Der Graf zog den kürzern, und verließ die Hauptstadt Frankreichs,
welche alle Betrüger mit offnen Armen aufzunehmen gewohnt ist.‹
- Echte
Nachrichten von dem Grafen Cagliostro. Aus der Handschrift seines entflohenen
Kammerdieners. Nach: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung
und Okkultismus. Hg. Klaus H. Kiefer. München, Leipzig und Weimar 1991 (Bibliothek
des 18.Jahrhunderts)
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