ottlosigkeit   Im 17. Jahrhundert wurde hier »der berühmte »Gottlose« (so bezeichnet ihn mehr als hundert Jahre später der Marchese von Villabianca), Diego La Mattina, geboren. Seine Gottlosigkeit wäre weniger berühmt gewesen, hätte er sich darauf beschränkt, ein Ketzer zu sein und sich zu weigern, seiner Ketzerei - welcher, weiß man nicht so genau - abzuschwören. Doch Bruder Diego aus dem Orden der Reformierten Augustiner ging noch weiter: Nach Jahren der Haft tötete er während eines Verhörs Monsignore Juan Lopez de Cisneros, den Inquisitor von Sizilien und Enkel des »großen Cisneros« (siehe Eugenio d'Ors, »Epos de los destinos«) mit Handschellenhieben. - Leonardo Sciascia, Mein Sizilien. Berlin 1995 (Wagenbach, 53. Salto)

Gottlosigkeit (2)  In den Augen der Bramahnen war Buddha ein Gottloser. In den Augen der athenischen Richter war Sokrates ein Gottloser. In den Augen der Juden Jesus Christus.

Die Römer und die Griechen nannten die Christen Gottlose.

Athanasius und Arius behandelten einander als Gottlose.

Servet behandelt Calvin als Gottlosen, und Calvin lässt Servet als Gottlosen verbrennen.

Vanini wurde als Gottloser verbrannt und schrieb Folgendes: „Sagen wir lediglich, dass er, Gott. das höchste Gut ist, das Erste Wesen, das Ganze, dass er gerecht, mitfühlend, glückselig, friedensreich ist; dass er der Schöpfer, der Bewahrer, der Lenker, der Allwissende, der Allmächtige, der Vater, der König, der Herr, der Vergelter, der Meister, dass er Anfang, Mitte und Ende, dass er der Ewige, dass er der Schöpfer ist, der das Leben gibt, dass er der Wächter ist, dass er der Künstler ist, die Vorsehung, der Wohltäter. Er allein ist alles in allem."  - Max Müller, Ursprung der Religion [1878/1879],  nach (sot)

Gottlosigkeit (3)  In der Gegend von Reims gab ein Freidenker seinem Hund den Namen Gott. Der Hund berührt mit der Pfote den Abzug des Gewehres und tötet seinen Herren.

Ein Gerichtsvollzieher in Brou (Eure-et-Loir) schoss sein Gewehr auf ein Wegkreuz ab: „Noch im selben Augenblick durchzuckten ihn heftige Schmerzen in eben dem Körperteil, der demjenigen entsprach, wo die Kugel das Bildnis des Erlösers getroffen hatte. Alle Hilfsmittel der ärztlichen Kunst blieben wirkungslos."

In Roquignies («Memorial de Rouen», 17. Februar 1847) fällt der Leineweber Herubal, als er Gott leugnet, auf der Stelle tot um.

Dumoulin («L'Esperance de Nancy», 28. Mai 1850) wurde zum Mörder und starb durch die Guillotine. Er war die Wette eingegangen, während des Sonntagsgottesdienstes eine Lammkeule auf einem Seitenaltar der Kirche zu verspeisen.  - Abbé Daux, Religiöse Auseinandersetzungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln [1856], nach (sot)

Gottlosigkeit (4)    Buchanan führt an, daß der Zarado, oder Oberpriester der Buddhaisten in Ava, Atuli, in einem Aufsatz über seine Religion, den er einem katholischen Bischof übergab, unter die sechs verdammlichen Ketzereien auch die Lehre zählte, »daß ein Wesen dasei, welches die Welt und alle Dinge in der Welt geschaffen habe und das allein würdig sei, angebetet zu werden.« - Genau das Selbe berichtet Sangermano, in seiner description of the Burmese empire, und er beschließt die Anführung der sechs schweren Ketzereien mit den Worten: »Der letzte dieser Betrüger lehrte, daß es ein höchstes Wesen gebe, den Schöpfer der Welt und aller Dinge darin, und daß dieser allein der Anbetung würdig sei.« - Auch Colebrooke, in seinem, in den Transactions of the R. Asiat. Society, Vol. I, befindlichen und auch in seinen Miscellaneous essays abgedruckten Essay on the philosophy of the Hindus, sagt: »Die Sekten der Jaina und Buddha sind wirklich atheistisch, indem sie keinen Schöpfer der Welt, oder höchste, regierende Vorsehung anerkennen.« - Imgleichen sagt I. J. Schmidt, in seinen »Forschungen über Mongolen und Tibeter«: »Das System des Buddhaismus kennt kein ewiges, unerschaffenes, einiges göttliches Wesen, das vor allen Zeiten war und alles Sichtbare und Unsichtbare erschaffen hat: diese Idee ist ihm ganz fremd, und man findet in den Buddhaistischen Büchern nicht die geringste Spur davon.« - Nicht minder sehn wir den gelehrten Sinologen Morrison, in seinem Chinese Dictionary, sich bemühen, in den Chinesischen Dogmen die Spuren eines Gottes aufzufinden und bereit, Alles, was dahin zu deuten scheint, möglichst günstig auszulegen, jedocb zuletzt eingestehn, daß dergleichen nicht deutlich darin zu finden ist. Eben daselbst bei Erklärung der Worte T h u n g und T s i n g , d. i. Ruhe und Bewegung, als auf welchen die chinesische Kosmogonie beruht, erneuert er diese Untersuchung und schließt mit den Worten: »Es ist vielleicht unmöglich, dieses System von der Beschuldigung des Atheismus frei zu sprechen.« - Auch noch neuerlich sagt Upham in seiner History and Doctrine of Buddhism: »Der Buddhaismus legt uns eine Welt dar, ohne einen moralischen Regierer, Lenker, oder Schöpfer.« Auch der deutsche Sinologe N e u m a n n sagt in seiner Abhandlung: »In China, in dessen Sprache weder Mohammedaner, noch Christen ein Wort fanden, um den theologischen Begriff der Gottheit zu bezeichnen.« -- — »Die Wörter Gott, Seele, Geist, als etwas von der Materie Unabhängiges und sie willkürlich Beherrschendes, kennt die Chinesische Sprache gar nicht.« —- »So innig ist dieser Ideengang mit der Sprache selbst verwachsen, daß es unmöglich ist, den ersten Vers des Genesis, ohne weitläuftige Umschreibung, ins Chinesische so zu übersetzen, daß es wirklich Chinesisch ist.« -Eben darum hat Sir George Staunton 1848 ein Buch herausgegeben, betitelt: »Untersuchung über die passende Art, beim Uebersetzen der heiligen Schrift ins Chinesische, das Wort Gott auszudrücken« (an mquiry into the proper mode of rendering the Word God in translating the Sacred Scriptures into the Chinese languageft.  - Nach: Arthur Schopenhauer, Über den Willen in der Natur

 

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